Erzählungen zu Beziehungen und von Begegnungen in nächster Nähe und auf Reisen.
Rezension
Die sehr unterschiedlichen Texte erzählen scheinbar leicht, auch flapsig dahingeplaudert von tiefergehenden Defiziten in unserer Gesellschaft: Einsamkeit, Unbehaustsein, Verwahrlosung im Alter, Flucht vor Problemen, aber auch wagemutigen Schritten, Aufbegehren gegen eine verwaltete Welt, in der der Hilfesuchende nur noch " eine Kontaktnummer ist, die mit Effizienz wegsortiert" wird. Hilfe und Zuwendung aber findet eine andere junge Frau dort, wo sie - und auch der Leser - sie nicht erwartet hat. Alle Erzählungen sind für Überraschungen gut. Liebevoll und zärtlich, schockierend und deprimierend in ihrer unabänderlichen Realität, aus der man sich am liebsten wegschleichen würde. Doch das funktioniert bei dieser Autorin nicht. Sie rüttelt auf, fesselt und zwingt zur Nachdenklichkeit über unser Verhältnis zum Mitmenschen, zur Natur und Gottes Schöpfung. Dies besonders in „Findling“, den Aufzeichnungen einer alten in der Einsamkeit Sibiriens lebenden Frau. Karen Köhler erhält für ihren Erzählungsband „Wir haben Raketen geangelt“ den Schubart-Literaturförderpreis 2015 der Stadt Aalen.
Rezensent: Dagmar Weihkopf
Personen: Köhler, Karen Hüller, Sandra
Köhler, Karen:
Wir haben Raketen geangelt : Erzählungen. Ungekürzte Lesung / Karen Köhler. Gelesen von Sandra Hüller und der Autorin. - Bochum : Roof Music, 2015. - 4 CDs ; 290 Min
ISBN 978-3-86484-279-5
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Hörbücher