Die Geschichte einer jungen Frau, die als Kleinkind, 1919 Vater und Mutter verlor und nichts ahnend in einer Pflegefamilie aufwächst in einem deutschen Dorf an der Wolga.
Rezension
Der Autor, selbst intensiv beteiligt an der Schaffung der autonomen „Sozialistischen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen“, die von 1924 bis zur Auflösung durch Stalin 1941 auf dem Gebiet der Sowjetunion existierte, beschreibt in seinem sehr umfangreichen Werk anhand der Geschichte der jungen Elly Benkler die Situation der Menschen mit deutschen Vorfahren in einem Dorf an der Wolga. Die historischen Geschehnisse (z. B. Bürgerkrieg, Kollektivierung, Veränderungen der gesellschaftlichen Zustände usw.) lassen sich anhand der Dorfereignisse erkennen. Gerhard Sawatzky, damals ein junger Schriftsteller, geht in diesem Roman sehr subjektiv und voller Vertrauen auf die historischen Entwicklungen in Russland ein, allerdings wird sein Werk nie veröffentlicht. 1938 wird er verhaftet und stirbt schließlich im Dezember 1944 in einem russischen Gulag. Dieses bedeutende Zeitzeugnis ist von der Witwe des Schriftstellers wohl unter dramatischen Umständen gerettet und von Carsten Gansel aufgespürt und in Druck gegeben worden.
Das Buch trägt dazu bei, die Geschichte der Deutschen, ursprünglich von Katharina der Großen ins Land geholt, zur Zeit der Sowjetunion zu begreifen.Rezensent: Kurt Triebel
Personen: Sawatzky, Gerhard Gansel, Carsten
Sawatzky, Gerhard:
Wir selbst : Roman / Gerhard Sawatzky. Hg., mit einem Nachwort und dokumentarischen Material zur deutschen Wolgarepublik und ihrer Literatur versehen von Carsten Gansel. - Köln : Galiani Berlin, 2020. - 1080 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-86971-204-8
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher