Gefangen in einem „Wir" schaut eine Clique von Teenagern der fieberhaften Suche nach der vermissten Pfarrerstochter zu.
Rezension
In einer kleinen Stadt in Florida, die sich allen Anzeichen des Verfalls des „American Dream" entgegen stemmt, verschwindet die sich als Individuum offenbarende Pfarrerstochter.
Auch wenn die Suchtrupps fieberhaft agieren, scheinen sechs Teens fast unberührt von der Tragödie - sie kennen die Lösung und halten dicht. Sie beobachten, sprechen in der 1. Person Plural, folgen den aus der Ferne angebeteten Idolen älterer Jahrgänge, leben in einer soap-opera-artigen Zukunft, die sich schon für ihre Mütter und abwesenden Väter nicht ereignete. Ein Grund mehr, über die „Star Search" und deren holzschnittartig widerlichen Repräsentanten den Weg nach Hollywood zu suchen.
In düsteren Bildern voller Brutalität, Stakkato und faszinierenden Vergleichen - ein Lob an die Übersetzerin - wird vor lebendig wirkender Kulisse eine kollektiv agierende Jugend geschildert, die so ausweglos ins Nichts der Erwachsenen-Rückblenden läuft wie das Leben der Mütter zuvor.
Rezensent: Frauke Thees
Personen: Tate, Dizz Reissig, Heike
Tate, Dizz:
Wir, wir, wir : Roman / Dizz Tate. Dt. von Heike Reissig. - Hamburg : Ecco, 2023. - 253 S. ; 20 cm. -
ISBN 978-3-7530-0091-6
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher