Untersuchung des tiefgreifenden Wandels der Bestattungskultur in Mitteleuropa.
Rezension
Mit seiner gründlichen Beschreibung und Analyse der inzwischen vielfältigen Abschiedsformen, die es heute gibt, von der Entsorgungsmentalität loser Discountbestattungen über Eventtrauerfeiern mit Medienspektakel, über das „Friedwaldprojekt" (vgl. S. 35) oder gar virtuelle Gedenkplätze im Internet und Weltraumbestattungen, möchte der Autor (evangelischer Gemeindepfarrer und Hochschuldozent) aber nicht nur von einer Zerfallskultur sprechen. Der Sehnsucht des modernen Menschen nach individuellen Abschiedsformen, neben unseren traditionellen, möchte er nachgehen, sie ernst nehmen, um gegen diesen Trend zur Verdrängung und Entsorgung der Verstorbenen eine neue Entwicklung im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer anzuregen. Eine neue Memorialkultur, nicht zuletzt aus christlich-kirchlicher Perspektive, hält er für notwendig und möglich, gibt am Ende überzeugende konkrete Anregungen dazu, wie Trauer begleitet und Abschied gestaltet werden kann (S. 204 ff.). Eine hochinteressante, in Vielem neu informierende Untersuchung, die zum Nachdenken über Umbruch und Neuwerdung unserer Abschieds-, Trauer- und Gedenkkultur geradezu herausfordert.
Gute Diskussionsgrundlage für interessierte Gemeindekreise.Rezensent: Rotraut Fichtner
Personen: Uden, Ronald
Uden, Ronald:
Wohin mit den Toten? : Totenwürde zwischen Entsorgung und Ewigkeit / Ronald Uden. - 1. Aufl. - Gütersloh : Gütersloher Verl. - Haus, 2006. - 222 S. ; 22 cm
ISBN 3-579-08009-1
Bücher