Ein packender Tatsachenbericht über die Jahre des Übergangs vom Dritten Reich in eine neue deutsche Gesellschaft.
Rezension
Wie schaffte Deutschland den Weg zurück in die Zivilisation mit einer Bevölkerung, die den totalen Krieg bis zum Ende auch auf deutschem Boden mittrug, die bei der Vernichtung von unendlich vielen Mitbürger*innen wegschaute und die aus rund 10 Millionen Mitgliedern der NSDAP bestand? Beeindruckend entwickelt Jähner mit Zitaten aus Dokumenten, Zeitungsartikeln, aus literarischen und künstlerischen Zeugnissen sowie sehr gut ausgewählten und kommentierten Fotos ein anschauliches Bild jenes ungeheuren Kraftaktes. Auf der einen Seite der Strudel von Ausgebombten, Vertriebenen, Kriegsheimkehrern, Zwangsarbeitern; auf der anderen Seite die Besatzungsmächte, die mit der Komplexität der Herausforderungen umgehen mussten; schließlich all die, die sich dafür einsetzten, dass aus Volksgenossen wieder Bürger werden konnten. Leider fehlen Hinweise zu den Besonderheiten der DDR sowie zur Rolle der Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und der anderen Institutionen des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Das Buch bietet für Leser*innen mit ganz unterschiedlichen Vorkenntnissen einen differenzierten Einblick in eine Phase der Geschichte, die uns noch heute unmittelbar angeht.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Jähner, Harald
Jähner, Harald:
Wolfszeit : Deutschland und die Deutschen 1945-1955 / Harald Jähner. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2019. - 474 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-7371-0013-7 geb. : EUR 26.00
Geschichte des 20. Jahrhunderts (1914-1945) - Signatur: Gg Jäh - Buch