Roman über den Reisejournalisten Leon auf der Suche nach einer persönlichen Perspektive.
Rezension
Leon führt ein schwankendes Leben. Gewissheiten gibt es für ihn nur wenige, wie ein Chamäleon reagiert er auf verschiedene Situationen. Zwei Umstände bringen Veränderungen: Erstens zieht Leon in das Haus seines Vaters um, zweitens fährt er mit dem Fotografen Janko, der eine unbestimmte Faszination auf ihn ausübt, nach Frankreich, um „Lost Places", sich selbst überlassene Orte, zu besuchen und für einen Reiseführer festzuhalten. Was folgt, ist eine über zweihundert Seiten lange persönliche Odyssee, Haken schlagend und doch eintönig, wie eine Romanwerdung gängiger Definitionen der „Generation Y" als orientierungsloser, Halt in der Popkultur und hipsterigen Modeerscheinungen suchender Generation. Kai Wielands Roman bietet interessant gestaltete Passagen, die aber insgesamt zu wenige bleiben, um den etwas faden Gesamteindruck kompensieren zu können. Pseudointellektuell hangelt sich der Erzähler von Popkultur-Anspielung zu Popkultur-Anspielung. Am Ende fehlt es an Handlungs-Substanz.
Wer Christian Krachts Werke mag, dem wird auch dieser Roman gefallen, der nach einer Leserschaft ruft, die sich selbst als intellektuell wahrnimmt.Rezensent: Marcel Lorenz
Personen: Wieland, Kai
Wieland, Kai:
Zeit der Wildschweine : Roman / Kai Wieland. - Stuttgart : Klett-Cotta, 2020. - 269 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-608-98225-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher