Ein interessanter Blick auf die DDR der 80er Jahre, gespiegelt in der politischen Auseinandersetzung um Bücher und Filme.
Rezension
Gunnar Decker schildert die Bemühungen von Intellektuellen und Künsterlnnen, sich in den 1980er Jahren kritisch mit der Gesellschaft der DDR auseinanderzusetzen. Angeregt auch durch Veränderungen in der Sowjetunion unter Gorbatschow suchten sie nach Utopien eines reformierten Sozialismus und einer Veränderung der verkrusteten Strukturen des Systems. Decker bettet in seiner spannend zu lesenden Zeitreise Künstlerbiographien mit ihren Emanzipationsentwürfen in die politischen Entwicklungen in der DDR und der Sowjetunion ein und schildert die Suche nach einem freieren Leben, die lange vor 1989 begonnen hat. Vorgestellt werden in seiner brillanten und reichen "Kulturgeschichte Ost" mehr als 50 heute fast unbekannte AutorInnen mit ihren kritischen Werken, die eine Reform hin zu einem demokraischen und humanistischen Sozialismus forderten, Filme und Bücher werden dem Vergessen entrissen, wecken Erinnerungen und bilden zugleich eine Rückeroberung der Geschichte der DDR.
Dem Autor gelingt ein überaus anregendes Eintauchen in die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen vor dem Mauerfall, ein Wiederentdecken von Büchern und Autoren der DDR, die der westliche Siegerblick verdrängt hat.Rezensent: Wilfried Arnold
Personen: Decker, Gunnar
Decker, Gunnar:
Zwischen den Zeiten - Die späten Jahre der DDR / Gunnar Decker. - Berlin : Aufbau, 2020. - 432 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-351-03740-6
Geschichte (einschl. Kulturgeschichte), Zeitgeschichte - Signatur: G - Bücher