Landwirtin Theresa aus Brandenburg und Journalist Stefan aus Hamburg schreiben Mails.
Rezension
Beide sind dabei sehr meinungsstark und geben sich nicht die geringste Mühe auch nur annährend den guten Ton zu wahren. Hier liegt ein Manko für die Leser:innen, denn es ist unglaubwürdig, dass dieser Kontakt in der realen Welt über mehr als drei Mails weitergegangen wäre. Und reale Welt wollen Zeh und Urban abbilden, vermute ich. Es werden nämlich ungefähr alle Themen zur Sprache gebracht, die (vor allem) das Bildungsbürgertum gerade beschäftigen – und vor allem spalten: Umweltschutz, Fleischkonsum, Tierhaltung, Neutralitätsgebot im Journalismus, Gendern und Cancel Culture sind da nur einige der Themen die maximal kontrovers verhandelt werden.
Dieser Austausch ist unglaubwürdig, der Stil lässt stellenweise akute Fremdscham aufkommen und das ganze zieht sich über deutlich zu viele Seiten dahin. Trotzdem war das Buch spannend. Denn hier wird ein Szenario entworfen, in dem Menschen miteinander sprechen. Auch, wenn es fies wird. Auch, wenn man den anderen am liebste würgen möchte, für seine Haltung. Theresa und Stefan schreiben. Und schweigen. Und nehmen den Faden wieder auf. Damit wird dieses Buch zu einer wichtigen Aufforderung zum Austausch. Der muss noch nicht mal besonders respektvoll sein. Stattfinden sollte er aber.
Rezensent: Wiebke Mandalka
Personen: Zeh, Juli Urban, Simon
Zeh, Juli:
Zwischen Welten : Roman / Juli Zeh u. Simon Urban. - München : Luchterhand, 2023. - 443 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-630-87741-9
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher