Eine erkenntnisreiche und kurzweilige "anthropologische Bibellektüre". (PR) Die Geschichten und Erzählungen der Bibel sind für viele Zeitgenossen überholt und nichtssagend, ein Urteil, dem sich der Evolutionsbiologe Carel van Schaik und der Historiker Kai Michel nicht anschließen, wenngleich sie die Bibel nicht als geoffenbartes Wort Gottes, sondern aus dem Blickpunkt der Evolutions- und Kognitionswissenschaft lesen. Mit der Sesshaftwerdung der Jäger und Sammler ("Vertreibung aus dem Paradies"), so die Autoren, gerieten die Menschen zunehmend in Lebenslagen, für die sie eigentlich nicht geschaffen waren ("Mismatch-Phänomene"). Daher mussten sie mühsam lernen, sich an die je neuen Verhältnisse anzupassen und die daraus entstandenen Probleme und Fragen (Gerechtigkeit, Gewalt, Krankheit, Tod, Erlösung) zu lösen. Und eben diesen (evolutionären) Prozess beschreibt - unter Einbeziehung transzendenter Mächte (Gott, Götter, Geister) - auch die Bibel in zahlreichen tiefgründigen und starken Geschichten, die später durch das Leben sichernde Ordnungssysteme und rationale Erklärungen (Theologien) ergänzt wurden. Zu deren Entschlüsselung leistet nun die originelle, sehr faktenreiche und kurzweilige "anthropologische Bibellektüre" gute Dienste, und außerdem zeigt sie auf, dass die Bibel aktuelle Fragestellungen zur religiösen und kulturellen Evolution des Menschen eröffnet, auf deren Beantwortung man eigentlich nicht verzichten sollte.
Personen: Schaik, Carel van Michel, Kai
Standort: Elsbethen
Schaik, Carel van:
¬Das¬ Tagebuch der Menschheit : was die Bibel über unsere Evolution verrät / Carel van Schaik ; Kai Michel. - Reinbek : Rowohlt, 2016. - 569 S.
ISBN 978-3-498-06216-3 fest geb. : ca. € 25,70
Religion - Signatur: PR SCHAI - Buch: Sachbuch