Annie Ernaux ist 1940 geboren und ist in Frankreich ein Star. Sie legt mit "Die Jahre" ein ganz eigenwilliges Buch vor. Ist es eine Autobiographie? Wie kann es eine Autobiographie sein, wenn kein einziges Mal das Wort "Ich" vorkommt. Die Autorin erzählt von der Kindheit und Jugend in der Nachkriegszeit. Der Krieg ist weit weg und man denkt an den Wiederaufbau. Vor allem der Erwerb von materiellen Gütern, die das Alltagsleben vereinfachen oder verschönern, steht im Mittelpunkt: der erste Fernseher, das elektrisches Bügeleisen, das erste Auto. Die französische Gesellschaft ist eher prüde, die Sexualität wird tabuisiert. Auch die anderen Kriege, jener in Indochina und jener in Algerien kommen nur am Rande vor. Sie werden verdrängt. Ernaux wird Lehrerin, sie heiratet und bekommt Kinder. Die Familie zieht in einen Vorort von Paris und baut ein Haus. Und sie träumt davon, Schriftstellerin zu werden. Doch dann bringen die Studentenunruhen 1968 alles durcheinander. 1968 bildet eine wichtige Zäsur, für Annie Ernaux und ganz Frankreich. Ihre Ehe zerbricht und mit einem jungen Geliebten erlebt sie die neu erwachende Sexualität. Ernaux gelingt etwas sehr Ungewöhnliches. Sie schreibt eine Art "kollektive Biographie". Sie beschreibt ihr Leben als Frau und gleichzeitig liefert sie ein Gesellschaftspanorama Frankreichs der letzten 60 Jahre. Das Buch enthält eine Vielzahl von Informationen über die Geschichte und Gesellschaft Frankreichs, zwischendurch gewährt sie Einblicke in das Leben und Innenleben einer Frau. Ein Roman für geübte Leser/innen!
Personen: Finck, Sonja Ernaux, Annie
Standort: Elsbethen
Ernaux, Annie:
¬Die¬ Jahre / Annie Ernaux. Aus dem Franz. von Sonja Finck. - Berlin : Suhrkamp, 2017. - 255 S. ¬Les¬ années
ISBN 978-3-518-22502-8 fest geb. : ca. Eur 22,70 Zugangsnummer: 0024157001 - Barcode: 3981440834
Roman, Erzählung, Novelle - Signatur: DR ERNA - Buch: Dichtung