Ein schonungsloser Roman über die allgegenwärtige Gewalt an Frauen. (DR) Edna O'Brien machte sich bereits mit ihrem 1960 erschienenen Debüt "Country Girls" unbeliebt, denn der Roman wurde in einigen religiösen Institutionen indiziert. Weil es O'Brien trotz - oder gerade wegen - dieser feindseligen Rezeption bis heute nicht lassen konnte, allzu realistisch über weibliche Schicksale zu schreiben und sich auch nicht scheut, immer wieder zur Rebellion gegen die herrschenden Zustände aufzurufen, erging es den Folgebänden kaum besser, auch wenn das Werk der Autorin mit zahlreichen Auszeichnungen bedacht wurde. In ihrem jüngsten Werk erzählt die mittlerweile 90-jährige Grande Dame der irischen Literatur eine eindrückliche, von Leid geprägte Geschichte. Diese basiert auf den Erlebnissen der 15-jährigen nigerianischen Schülerin Maryam, die 2014 von der Terrorgruppe Boko Haram im Zuge einer Massenentführung verschleppt wurde. Frühmorgens aus dem Schulschlafsaal getrieben, landet Maryam als Sklavin in einem Urwaldcamp, wo ihr übelst mitgespielt wird. Zwar verhilft ihr ein Bombenangriff auf das Camp zur Flucht, doch selbst ihre Heimkehr nach einer Odyssee durch den Dschungel verläuft nicht glücklich, weil sie Schande über ihre Familie gebracht hat. So findet Maryam nach all dem Leid nur sehr langsam zurück in ein halbwegs erträgliches Leben. Auch wenn es einiges an Überwindung bedarf, die Lektüre nicht gleich wieder abzubrechen, hat O'Brien jenen nigerianischen Schülerinnen eine Stimme verliehen. Dadurch trägt sie dazu bei, derartige Gräuel gegen Frauen sichtbar zu machen.

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Personen: O'Brien, Edna

Leseror. Aufstellung: Romane

Schlagwörter: Flucht Sklavin Gewalt an Frauen

Interessenkreis: Landesmittel NRW