Anfang Mai 1945 in Berchtesgaden. Der Krieg nähert sich dem Ende, die Amis und Franzosen haben die Nazis vertrieben. Xaver und Ludwig, zwei Halbstarke, glauben immer noch an den Sieg. Sie wissen, dass in einem Tunnel ein Zug versteckt wurde, schwer bewacht von der SS. Die SS-Männer haben sich aus dem Staub gemacht. Die beiden Jungs vermuten im Zug die berühmte Wunderwaffe, die den Sieg bringen wird. Sie brechen eine Kiste auf und entdecken ein Gemälde, auf dem blaue Pferde abgebildet sind. Sie sind schwer enttäuscht, doch einer der beiden, Ludwig, ist magisch angezogen vom Bild. Es kommt zu einem Handgemenge zwischen den beiden: der eine will das Bild nehmen und verschwinden, der andere will weiter nach der Wunderwaffe suchen. Ludwig erschlägt in Notwehr seinen Freund und nimmt das Bild an sich. Es ist das berühmte Gemälde von Franz Marc: Turm der blauen Pferde. Das Bild gehörte zur "entarteten Kunst", kam später in Görings Privatbesitz und ist in den letzten Kriegstagen spurlos verschwunden. Es steht im Mittelpunkt des Krimis. Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen: ein Erzählstrang verfolgt die Geschichte des berühmten Bildes in der Nachkriegszeit, der andere spielt im Jahr 2017. Ein steinreicher Kunstsammler namens Schwarzer, der sein Geld mit Schrauben gemacht hat, behauptet, das Original von einem zwielichtigen Unbekannten für 3 Mio. Euro gekauft zu haben. Er beauftragt die Detektei von Schleewitz, spezialisiert auf Provenienzforschung, die Herkunft des Gemäldes zu klären. Rupert von Schleewitz ist der Chef der Firma, Max Müller ist gelernter Bibliothekar und wird daher mit Recherchen in Archiven beauftragt. Klara Ivanovic ist Kunsthistorikerin, ihr Vater war vor seiner Parkinson-Erkrankung selbst Künstler. Wir lernen auch das Privatleben der Figuren kennen. Geschickt verschränkt der Autor die beiden Zeitebenen und springt zwischen den Zeitebenen hin und her, was Spannung erzeugt. Auch glaubt der Leser häufig, gegenüber den Detektiven einen Schritt voraus zu sein, was leider oft ein Trugschluss ist. Die Suche nach dem Original ist gekennzeichnet durch Irrwege und bewusste Irreführungen. Was ist Original und was ist Fälschung? Außerdem ist der Weg des Gemäldes mit Leichen gepflastert. Ein geschickt konstruierter Krimi aus dem Kunstmilieu, bei dem nicht nur Kunstfreunde voll auf ihre Kosten kommen. Für Krimiliebhaber, die neben einer spannenden Handlung auch intelligente Unterhaltung schätzen. Für alle Bibliotheken geeignet.
Personen: Jaumann, Bernhard
Jau
Jaumann, Bernhard:
Der Turm der blauen Pferde : ein Fall der Kunstdetektei Schleewitz / Bernhard Jaumann. - 1. Auflage. - Köln : Galiani Berlin, 2019. - 328 Seiten
ISBN 978-3-86971-141-6 Broschur : EUR 15,00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch