Der eindrucksvolle Roman verbindet verschiedene Genres, ist novellistisch angelegt, baut Spannung auf und folgt darüber hinaus der klassischen russischen Erzähltradition. Im Mittelpunkt steht ein subtil porträtierter Ich-Erzähler, der während des russischen Bürgerkriegs in Notwehr gehandelt und Schuld auf sich geladen hat. Als er Mitte der 1930er Jahre im Pariser Exil eine Erzählung des ihm unbekannten Alexander Wolf liest, irritiert ihn die "präzise Konstruktion" des damaligen Tathergangs. Von nun an beherrscht ihn der Gedanke, den mit dem Schriftsteller identischen Kämpfer ausfindig zu machen, von dem er glaubte, ihn erschossen zu haben. In zahlreichen Episoden, für deren Anordnung Gasdanow das Prinzip der russischen Holzpuppe - der Babka - wählt, wird die nach 15 Jahren erfolgende tatsächliche Tötung Wolfs durch den Ich-Erzähler dramatisch vorbereitet. Die mit der Tat in unmittelbarem Zusammenhang stehende Liebesgeschichte zwischen dem Protagonisten und der rätselhaften Jelena gehört zu den erzählerischen Höhepunkten des Romans. Dass der Tod die Liebe besiegt, entspricht der fatalistischen Grundeinstellung Gasdanows, der als Kriegsteilnehmer eigene Erfahrungen sammeln musste. Mit diesem Buch setzt er all jenen ein literarisches Denkmal, deren Seelen durch Barbarei, Heimatverlust und tief empfundene Einsamkeit beschädigt bzw. zerstört worden sind.
Personen: Gasdanow, Gaito
Gasdanow, Gaito:
¬Das¬ Phantom des Alexander Wolf : Roman / Gaito Gasdanow. - 2. Aufl. - München : Dt. Taschenbuchverl., 2015. - 190 S. ; 19 cm. - (dtv; 14335)
ISBN 978-3-423-14335-6 kt. : 9,90
Schöne Literatur - Signatur: Gasda - Buch