Ein literarisch anspruchsvoller Kriminalroman. (DR) Der 1975 geborene israelische Schriftsteller Dror Mishani lebt und arbeitet in Tel Aviv. Sein Spezialgebiet ist die Geschichte der Kriminalliteratur. Dies schlägt sich auch in seinem literarischen Schaffen nieder. Seine bisher veröffentlichten Romane sind Krimis rund um einen Ermittler namens Avi Avraham. Auch beim aktuellen Werk handelt es sich um einen - wenn auch nicht alltäglichen - Kriminalroman, was allerdings weder Cover noch das erste Drittel des Buches verraten. Im Vordergrund steht zunächst nicht ein Verbrechen oder ein Ermittler, sondern das Schicksal dreier sehr unterschiedlicher Frauen aus Tel Aviv, die von ihrer Beziehung zu demselben Mann erzählen, wobei es dem Autor gelingt, psychologisch sehr stimmige Porträts dieser drei Frauen zu zeichnen. Erst nach und nach entpuppen sich die vermeintlichen Liebesaffären als komplexes Geflecht aus Machtspielen, Lügen, Intrigen, Verzweiflung und Einsamkeit. Und es stellt sich heraus, dass gerade das Schweigen der Opfer weitere Verbrechen ermöglicht. "Drei" ist somit vor allem eine Bestandsaufnahme über unsere Verantwortung gegenüber den Lebenden und den Toten, die - wenn auch nicht physisch - immer noch unter uns weilen. Darum wird Mishanis literarisches Experiment auf KennerInnen der konventionellen Kriminalliteratur befremdlich wirken, weil weder Opfer noch Leserschaft eine befriedigende Erklärung erhalten, warum und wieso das Verbrechen geschehen ist.
Personen: Mishiani, Dror Lemke, Markus
Mishi
Mishiani, Dror:
Drei : Roman / Dror Mishiani. Aus dem Hebr. von Markus Lemke. - Zürich : Diogenes, 2019. - 329 S.
ISBN 978-3-257-07084-2 fest geb. : ca. € 24,70
Schöne Literatur - Buch