Bitte warm anziehen für dieses Böse-Buben-Psychodrama in der fürchterlich frostigen Festspielstadt Salzburg! (DR) Shit happens! Ein nächtlicher Anruf, eine arktische Kaltfront, ein Autounfall - ein atemberaubender Auftakt für den aktuellen Psychothriller des Salzburger Autors Manfred Koch. Mit tintenschwarzem Humor, überraschenden Wendungen und viel Salzburger Lokalkolorit lässt er den glücklosen Galeristen Markus seine düstere Geschichte erzählen. Eigentlich hat der Ich-Erzähler mit einem dunklen Geheimnis aus vergangenen Tagen, riskanten Spekulationsgeschäften und einer untreuen Gemahlin schon genug Ärger am Hals. Doch da ereilt ihn der Hilferuf seines um Jahre jüngeren Bruders Thomas, mit dem Markus eine fatale Hass-Liebe verbindet. Thomas, ein komplexbehafteter, minderbegabter Maler sucht nach dem vermeintlichen Vergewaltiger seiner Ehefrau Tanja, die nach einem Selbstmordversuch im künstlichen Tiefschlaf liegt. Markus verweigert ihm jede Unterstützung, nicht zuletzt, weil er Thomas' abstruse Verschwörungstheorien seit jeher satt hat. Doch schon bald ahnt Markus, dass seine wirklichen Probleme noch gar nicht begonnen haben, denn sein kleiner Bruder verfolgt seine Rachepläne mit großer Hartnäckigkeit, seine Entlarvungsversuche des mutmaßlichen Gewalttäters bringen weit mehr ans Tageslicht als allen Beteiligten lieb sein kann. Mit satirischem, bitterbösen Blick nimmt Manfred Koch in diesem mörderischen Reigen die "Upperclass" aufs Korn und lotet die Untiefen des Kunstbetriebs und der menschlichen Seele aus. Stellenweise bedient er sich einer höchst deftigen Sprache und liebt die bewusste Übertreibung. In einer bösen Welt mit vielen bösen Menschen geht es halt auch böse und abstrus zu und da hat ein poetisch-feinsinniger Ton keinen Platz, ernste Lebensthemen wie Gier, Liebe, Hass, Schuld, Krankheit und Tod aber sehr wohl. Alles in allem ein mit flotter Feder und Verve geschriebener Thriller, dessen intelligent konstruierte Handlung, amüsante Anspielungen und eigenwillige Charaktere für spannende Unterhaltung bis zur letzten Seite sorgen. Vor möglichen unerwünschten Nebenwirkungen wie Schüttelfrost wird allerdings gewarnt.

---

Personen: Koch, Manfred