Intelligenz ohne soziale Verantwortung und liebloser Drill sind die Ingredienzien eines gescheiterten Lebens. (DR) Als der zwanzigjährige Boris Sidis 1887 in New York an Land geht, entfalten sich außergewöhnlicher Lernwille und scharfer Intellekt in einem freien Land. Bald beherrscht er als osteuropäischer Jude Englisch besser als die Einheimischen, vertieft sich in Bibliotheksbestände und macht einen Universitätsabschluss nach dem anderen. Seine große Stärke ist das Lehren und Erklären. Mit seiner Hilfe schafft auch seine Frau den Aufstieg aus dem bitterarmen Einwanderermilieu zur Akademikerin. Der Sohn William James soll dem Beispiel seiner Eltern folgen: Mit drei liest er die Zeitung, mit fünf spricht er eine Handvoll Sprachen und mit sieben diskutiert er mit den Geistesgrößen seiner Zeit über Platon. Die amerikanische Presse will einen Wunderknaben vorführen! Doch die hohe Intelligenz, auf die der Vater seine geniale Karriere begründet und die sich im Leben der Mutter in Geschäftstüchtigkeit äußert, kippt in Weltentfremdung und Sozialromantik. Wieder stürzt sich die Presse auf ihn, um sein Scheitern wortreich vorzuführen. Er aber möchte Straßenbahnfahrscheine sammeln und sonst nichts anderes als sein Leben nach eigenen Vorstellungen gestalten . Der ergreifende und kurzweilig erzählte Roman basiert auf gut recherchierten historischen Fakten und ist gerade deshalb von überzeugender Aktualität. *bn* Wolfgang Moser
Personen: Zehrer, Klaus Cäsar
Zehrer, Klaus Cäsar:
¬Das¬ Genie : Roman / Klaus Cäsar Zehrer. - Zürich : Diogenes, 2017. - 649 S.
ISBN 978-3-257-06998-3 fest geb. : ca. ? 25,70
Schöne Literatur - Signatur: Zehre - Buch