Das Spiegelbild einer Generation, oder: Wehe, wer ein 1970er-Kind ist! (DR) Die 1968er hatten es noch gut. Sie gehörten einer Generation an, der das Dicksein und das Experimentieren mit Drogen erlaubt war, und die freie Liebe nicht nur ein Schlagwort. Die Generation danach hat es im Leben schon viel schwerer. Das ist auch das Problem von Glavinics Antihelden Karl "Charlie" Kolostrum. Allein der Name erweckt die Assoziation von Monstrum und so wird er auch dargestellt. Wäre da nicht die dritte Person Einzahl, also das verpönte "man", so gäbe es einen Icherzähler. Charlie erzählt sein Leben aus einer erschreckenden Distanz, als hätten die Erlebnisse nichts mit ihm zu tun. Er filtert alle Emotionen und macht sie zu allgemeingültigen Erfahrungen. So entsteht ein oft ungustiöses, schockierendes und zuweilen frustrierendes Spiegelbild einer Gesellschaft, die energielose Looser produziert. Glavinic ist keiner, der romantische Töne anschlägt, und so sind die Darstellungen von Sexualität an der Grenze zum beinharten Sex, dem keinerlei Eros anhaftet. Das muss man aushalten. Aber dem Autor ist es um Aufdeckung zu tun und damit um Gesellschaftskritik. Ich meine: Die Botschaft ist angekommen. *bn* Martina Lainer
Personen: Glavinic, Thomas
DR.G Gla
Glavinic, Thomas:
Wie man leben soll : Roman / Thomas Glavinic. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2004. - 238 S.
ISBN 978-3-423-24392-6
Gesellschaftsroman/ Liebesroman - Buch