in diesem Roman geht es um die Konfliktbewältigung eines erwachsenen Sohnes nach einer Familientragödie. Was für ein arroganter Titel: Die Erfindung des Lebens! Und doch ist es natürlich genau das, was Schriftsteller tun, wenn sie nicht gerade Dokumentare sind: Sie erfinden Leben. Hanns- Josef Ortheil allerdings geht in seinem Roman noch einen Schritt weiter: Er erfindet sein Leben, er erfindet es neu. Schon Goethe wehrte mit dem Titel „Dichtung und Wahrheit“ jegliche Kritik daran ab, dass er die Korrektheit der Erinnerungen einer dichterischen Wirkung opfern könnte. Und so behält sich auch Ortheil selbstbewusst vor, mit der eigenen Vergangenheit genau so umzugehen wie mit jedem anderen Stoff: er macht daraus Literatur.Und diese Vergangenheit ist genau aus dem Stoff, aus dem Romane sind. Ein Kind wächst stumm neben seiner Mutter auf, der das Schicksal ebenfalls die Sprache verschlagen hat. Dem Vater gelingt es mit schier übermenschlicher Geduld, beide ins wirkliche Leben zurückzuholen. Aus dem Kind wird ein begnadeter Pianist, dem eine glänzende Zukunft winkt, bis eine schwere Krankheit die Musikerkarriere vernichtet. Ortheil verlegte sich wie der junge Mann im Roman aufs Schreiben. Doch dann gewinnt die fiktive Figur Johannes ihre volle Eigenständigkeit und erfüllt ihrem Schöpfer einen Traum. Das alles ist voll leiser Spannung und rührend, ohne rührselig zu sein.
Personen: Ortheil, Hanns-Josef
Ortheil, Hanns-Josef:
Die Erfindung des Lebens : Roman / Hanns-Josef Ortheil. - Genehmigte Taschenbuchausg., 1. Aufl. - München : btb-Verl., 2011. - 589 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-442-73978-3 kart. : EUR 11.99 (DE), EUR 12.40
Schöne Literatur - Signatur: SL Orthe - Buch