Was verdankt ein von der Mutter "Glückskind" genannter Sohn dem Vater? Der ist in Heins neuem Roman eine unausweichliche Antriebskraft. Jedoch in einem alles andere als positiven Sinn: Der Sohn, in der entstehenden DDR lebend, muss seit seiner Geburt im Jahr 1945 vor dem kriegsverbrecherischen toten Vater sein ganzes Dasein im Fluchtmodus zubringen: psychisch, physisch, beruflich, geografisch, in Liebesdingen. Es gibt zahlreiche Versuche, aus dem Schatten des Vaters herauszutreten: Er nimmt einen anderen Namen an, will in Marseille Fremdenlegionär werden, reist kurz nach dem Mauerbau wieder in die DDR ein, darf dort kein Abitur machen, bringt es gleichwohl, glückliche Umstände ausnutzend - Glückskind eben -, in den späten DDR-Jahren bis zum Rektor einer Oberschule - fast. Am Ende erkennt er: Eine Emanzipation von der allgemeinen und der persönlichen Geschichte ist zum Scheitern verurteilt. Durch solche Verkettung von Vergangenheit und Gegenwart wird aus dem Glückskind ein Unheilskind. Gerade dadurch verkörpert er wie in einem Brennspiegel bis ins kleinste Detail die unterschiedlichsten Gegebenheiten Deutschlands in den politischen, gesellschaftlichen und privaten Bereichen
Weiterführende Informationen
Personen: Hein, Christoph
Hein, Christoph:
Glückskind mit Vater : Roman / Christoph Hein. - Erste Auflage. - Berlin : Suhrkamp, 2016. - 525 Seiten ; 22 cm. - Hier auch später erschienene, unveränderte Nachdrucke
ISBN 978-3-518-42517-6 : EUR 22.95 (AT)
Schöne Literatur - Signatur: SL Hein - Buch