Ein Roman, der auf einem interessanten Konzept basiert, dessen Ende allerdings enttäuschend ist. (DR) Nino ist seit dem tödlichen Autounfall seiner Eltern, den er als 5-Jähriger miterlebt hat, im Besitz übernatürlicher Fähigkeiten: Er kann einerseits in die Menschen "sehen" und erkennt, was sie beschäftigt und wie ihr Leben aussieht, andererseits hat er die Gabe, den Tod vorherzusehen. Je näher er seinem angenommenen Todestag - mit 24 Jahren - kommt, desto größer wird seine Angst. Um die Grenzen zwischen Dies- und Jenseits zu überwinden, wendet er sich dem Gläserrücken zu. Infolgedessen stößt er auf einen Kreis von Mentoren, die Seelen transplantieren und Geister erschaffen können, und lernt dort eine der Seelenlosen - Noir - kennen und lieben. Er befreit sie von ihrem Mentor, von dem sie komplett abhängig ist, und wird dadurch zu ihrem "Besitzer". Somit beginnen aber Ninos Probleme erst richtig und er begibt sich zusammen mit Noir auf die Flucht. Das Werk der deutsch-vietnamesischen Autorin Jenny-Mai Nuyen ist sehr wortgewaltig, philosophisch und atmosphärisch, doch hält es nicht, was es verspricht. Durch Vorblenden baut die Autorin große Spannung auf und auch wenn sie die Handlungsstücke gegen Ende des Romans zusammenführt, lässt sie die LeserInnen mit vielen offenen Fragen zurück. Die Fantasyelemente, die den Reiz der Geschichte ausmachen, werden nicht aufgeklärt und die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwinden gänzlich. Am Ende ist die Handlung nicht mehr nachvollziehbar und somit das Leseerlebnis enttäuschend.
Personen: Nuyen, Jenny-Mai
Nuyen, Jenny-Mai:
Noir : Roman / Jenny-Mai Nuyen. - Reinbek : Rowohlt Polaris, 2012. - 376 S.
ISBN 978-3-86252-028-2 kart. : ca. € 15,40
Jugendbücher (bis 12 Jahre) - Signatur: J Nuye - Buch