"Das Wegenetz einer Flucht zieht man ein Leben lang hinter sich her". Die auch für ihre fragile Lyrik vielfach ausgezeichnete Autorin, erzählt von dem 83-jährigen "Kriegskind" Eustachius Grolmann, der 1945 bei der Flucht aus Schlesien seinen behinderten Bruder verlor, von Lilly, der Mutter, und ihrer Tochter Simone, erfolgreiche Professorin für Verhaltensforschung mit besonderer Neigung zur Affenkunde. Die Lebenswege der Grolmanns sind in einprägsamen, wie hingetupft wirkenden Episoden verknüpft mit dem Schicksal der aus Ostpolen vertriebenen Familie Nienaltowski. Eine weit gesponnene, generationsübergreifende Familiengeschichte, die Vergangenes mit gegenwärtigen Konflikten konfrontiert, Vertrautheit und Spannungen benennt und der Frage nachgeht, was Verlust und Verlassenheit bewirken. "Eine unsichtbare Hand hatte den Vater aus seinem Städtchen, seiner Kindheit, seiner Zukunft gerissen". Der autobiografisches Erleben spiegelnde Roman ist eine gestenreich zwischen Zeiten und Orten pendelnde, auch Lyrismen einbindende Lektüre, die aufmerksames Mitgehen des Lesers verlangt.
Personen: Draesner, Ulrike
Draesner, Ulrike:
Sieben Sprünge vom Rand der Welt : Roman. - Frankfurt/M. : Luchterhand Literaturverl., 2014. - 554 S.
ISBN 978-3-630-87372-5 fest geb. 21,99 EUR
R 11 - Signatur: R 11 Dra - Romane