"Meine Mutter war sehr hässlich. Alles andere hätte mein Großvater ihr nie erlaubt. 'Doofsein kannst du dir mit dem Gesicht wenigstens nicht erlauben', sagte er, und wie mit Allem im Leben hatte er natürlich auch damit recht. Also machte meine Mutter das, was sie am besten konnte: alle stolz. Mein armer Großvater konnte sich kaum entscheiden, welche ihrer tollen Begabungen das gesamte Gewicht seiner übersteigerten Erwartungen am meisten verdiente. Das Einzige, wozu meiner Mutter leider völlig das Talent fehlte, war die Liebe." Dass die Mutter der Erzählerin ein Wunderkind ist, das steht schon vor ihrer Geburt fest - mehr Wunder als Kind, denn von der Kindheit hält der Großvater fast noch weniger als von der Schönheit. Beides steht ihm nur im Weg bei dem Plan, mit seiner Tochter und dem Modegeschäft das zu schaffen, was ihm als Wehrmachtsoffizier nicht mehr gelungen ist: die Welt zu erobern. Gefühle gewöhnt er ihr dabei vorsorglich ab.
Personen: Stricker, Sarah
Stricker, Sarah:
Fünf Kopeken : Roman / Sarah Stricker. - 5. Aufl. - Köln : Bastei Lübbe Verlag, 2013. - 506 S.
ISBN 978-3-8479-0535-6
Schöne Literatur - Signatur: SL Stri - Buch