Was dem großen syrischen Erzähler Rafik Schami auf der Seele brennt, schreibt er seinen Protagonisten ein: die tiefe, unerschütterliche Liebe zu seiner (gebeutelten) Heimat Syrien, die Sehnsucht nach Freiheit und einem Leben in Würde, die Konfrontation mit Korruption, Hass, Gewalt, Folter und Krieg. In seinem neuen Roman sind es Sami und Scharif, die kurz nacheinander in den Nullerjahren in unmittelbarer Nachbarschaft in der Altstadt von Damaskus entbunden werden und bald in inniger Freundschaft verbunden sind. Kriegsbedingt trennen sich ihre Wege als junge Erwachsene. Scharif landet schließlich in Deutschland, wo er den Schriftsteller Rafik Schami kennenlernt. Und ihm von Samis Leben erzählt, vom großen Wunsch nach Freiheit und den körperlichen und seelischen Narben, die vom Kampf um diese Freiheit zurückblieben. Rafik Schami kommt explizit nur im ersten und letzten Kapitel zu Wort, wo er die Entstehungsgeschichte des Buches schildert. Dazwischen schreibt er auf, was der junge Syrer erzählt: Von den Erlebnissen der Freunde in den mittelaltelterlichen Gassen von Damaskus, von der Brutalität in einer Armenschule, vom gefährlichen Leben im Widerstand und Untergrund gegen das Assad-Regime. Geschichte reiht sich an Geschichte, nach alter, syrischer Erzähltradition. Bilder der Kindheit und Jugend einer Generation, die jetzt Mitte zwanzig ist und nichts anderes kennt als das Leben in der Diktatur, fließen ineinander. Dies ist eine andere Kindheit in Damaskus als jene behütete, die Rafik Schami im kürzlich neu aufgelegten Bilderbuch „Der Wunderkasten“ (hinreißend illustriert von Peter Knorr) warmherzig beschrieben hat. Der Autor ist 1971 als 25-Jähriger nach Deutschland gekommen. Er kennt die arabische und die westliche Seite des Lebens. Dass er sein Handwerk als fesselnder und traditioneller Erzähler mit arabischen Wurzeln wie kaum ein anderer Schriftsteller im deutschsprachigen Raum beherrscht, beweist nicht zuletzt auch wieder dieses neue Buch.

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Personen: Schami, Rafik