Eine frankokanadische Stadt in den 1980ern: Hélène ist 8 Jahre alt, nennt sich selbst Joe und behauptet 10 zu sein, um als Zeitungsausträgerin arbeiten zu können. Ihre 3 Schwestern können die offensichtlichen Probleme ihrer Eltern noch ausblenden, doch Hélène saugt das ganze Elend um ihren Vater, der als Lehrer am Leben verzweifelt und säuft, und ihre strenge, unglückliche Mutter geradezu auf und versucht mit ihrem Job die finanziellen Sorgen der Familie zu lindern. Auf ihren frühmorgendlichen Touren durch ihr trostloses Viertel begegnet Hélène zahlreichen kaputten Typen, darunter Monsieur Roger, ihren alten, einsamen und permanent fluchenden Nachbarn, mit dem sie eine seltsame Allianz bildet und so Angst und Verzweiflung überwindet. Besonders faszinierend an diesem Debütroman ist die Erzählperspektive einer Ich-Erzählerin, die als Erwachsene viele Ereignisse ihrer Kindheit erst jetzt einordnen kann, dabei aber fast keine Rückschlüsse auf ihr weiteres Leben zulässt. Erstklassige Literatur, die von Beginn an fesselt, allerdings wenig mit der vom Verlag suggerierten Wohlfühlliteratur zutun hat.

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Personen: Lavoie, Marie-Renée

Standort: SL

Schlagwörter: Belletristische Darstellung Weibliche Jugend Kanada Gesang [Zoologie]

Interessenkreis: KINDHEIT/JUGEND