Interviews mit Bruno Jonas, Sibylle Lewitscharoff, Kardinal Lehmann, Paul M. Zulehner und vielen anderen, die neue Perspektiven auf Seelsorge und kirchliches Leben ermöglichen.
Up-to-date zu sein, fällt der katholischen Kirche nicht ganz leicht. Zu groß ist die Sorge, dass dadurch die christliche Botschaft verwässert werde. Dabei hat sich die Kirche selbst die Aufgabe gestellt, "nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie im Lichte des Evangeliums zu deuten", wie es im Konzilsdokument "Gaudium et Spes" (Nr. 4) heißt. Wie sich dieser Selbstanspruch in die Praxis übersetzen lässt, zeigen die Interviews und Beiträge in diesem Band. Sie stammen aus der Zeitschrift "Lebendige Seelsorge", deren Schriftleiter Erich Garhammer ist. Die Gespräche mit dem Bestatter Fritz Roth, mit dem Kabarettisten Bruno Jonas, mit der Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, mit dem indischen Theologen Francis X. D'Sa (um nur einige zu nennen) spannen einen weiten Bogen von der Frage nach zeitgenössischer Spiritualität über die Rolle der Kunst in der Kirche, über Sprache und Dichtung, Seelsorge in der im Wandel begriffenen Gesellschaft bis hin zur Amtsführung von Papst Franziskus. So unterschiedlich die Themen sein mögen, allen gemeinsam ist die Suche nach Antworten auf die Zeichen der Zeit, die der Grazer Pastoraltheologe Rainer Bucher als kulturelle Phänomene beschreibt, denen man nicht ausweichen könne. Sonst könne man das Evangelium nicht als Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens heute darstellen. Keinesfalls dürfe man die Menschen mit traditionellen Antworten abspeisen, "weil eine neue Generation nicht einfach nur das Leben ihrer Väter und Mütter noch einmal führt". Das Gespräch mit Bucher fasst damit den roten Faden aller Beiträge zusammen: Neues wagen, Neues denken, um den Menschen heute Rede und Antwort zu stehen, wie der christliche Glaube ihr Leben bereichern kann. Hadwig Müller lenkt dazu den Blick auf den Dialog der katholischen Kirche in Frankreich mit der französischen Gesellschaft. Unter dem Motto "Den Glauben vorschlagen" (proposer) - also nicht vorschreiben oder erwarten, sondern anbieten, ins Gespräch bringen -, sucht die französische Kirche eine neue Beziehung zur Gesellschaft. Den Blick auf die Kirche Asiens öffnet das Interview mit dem indischen Theologen Francis X. D'Sa. "Ungerechtigkeit ist die Mutter aller Gewalt", sagt er. Terrorismus sei nicht das Problem, sondern ein Symptom. Von Papst Franziskus wünscht er sich deshalb, dass er für eine Kultur des Friedens eintrete. Im Gegensatz zur Kultur des Nicht-Krieges betone eine Kultur des Friedens das Hinhören, die Aufmerksamkeit für das Vorhandene und das Gegenwärtige. In den Kapiteln Kunst und Sprache geht es vordergründig um die Predigtsprache, bei näherem Hinsehen aber auch um die Sprachempfindlichkeit aller, die in der Kirche das Wort ergreifen, ob gesprochen oder geschrieben. Der Titel ist eher unglücklich gewählt, weil er bemüht modern klingt. Außerdem bedeutet "cool" in der Jugendsprache in erster Linie abgebrüht, unbeeindruckt, was überhaupt nicht zum Inhalt passt. Denn in allen Beiträgen geht es darum, sich von der Welt und den Menschen beeindrucken zu lassen, um sich mit ihnen auseinanderzusetzen und ihnen vom Evangelium her den Sinn des Lebens zu erschließen. Das allerdings ist schon wieder ... cool - im Sinne von angesagt, treffend - und in diesem Sinne versteht Garhammer den Titel. Deshalb verdient das Buch zahlreiche Leser/innen, die sich von den Texten und Ideen auf eine Entdeckungsreise zu den Menschen heute schicken und für ihre Arbeit inspirieren lassen.
Personen: Garhammer, Erich
Heiße Fragen - coole Antworten : Überraschende Blicke auf Kirche und Welt / Erich Garhammer (Hg.). - 1. Aufl. - Würzburg : Echter, 2016. - 230 S. : Ill. ; 24 cm
ISBN 978-3-429-03915-8 kart. : EUR 19,90
Darstellungen mit übergreifender Thematik, Sammelwerke, Festschriften - Signatur: Re 1.2 Heiße - Sachbuch-Erwachsene