Zwischen 1677 und 1679 kam es in Salzburg zu der schlimmsten Hexenverfolgung auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs : 124 vermeintliche Hexen und Zauberer landeten auf dem Scheiterhaufen. Es waren allerdings nicht die üblichen Opfer des Hexenwahns - heilkundige Kräuterfrauen, angebliche Verführerinnen oder Quacksalber -, sondern vor allem Kinder und Jugendliche. Ihnen wurde vorgeworfen, Gefolgsleute des Zauberers Jackl zu sein, der eine Bande von jugendlichen Gefährten um sich geschart hatte und mit ihnen bettelnd und stehlend durch die Länder und Regionen zog. Nun versuchte die Obrigkeit, diese Bettlerkinder unter dem Vorwand der Zauberei auszurotten.
Die verfolgten Jugendlichen waren Ausgestoßene, von Kindheit an Misshandlungen und Grausamkeiten ausgesetzt, oft waren sie krank, geistig oder körperlich behindert. In ihrer Unbildung waren sie chancenlos gegenüber den Fangfragen der Obrigkeit bei den Verhören, und die Folter tat ihr Übriges, sodass sie die absurdesten Dinge gestanden. Sie waren Rechtlose, deren Schicksal von Anfang an feststand, die trotz ihrer Jugend mit keinem Mitleid rechnen durften.
Der Autor ist anhand von vielen Dokumenten dem Schicksal dieser jungen Menschen nachgegangen, herausgekommen ist ein beklemmendes Dossier und Sittengemälde einer Zeit, in der das Leben der Bettler keinen Heller wert war. Angesichts der jüngsten Diskussionen um Bettlerfamilien hat dieses historische Thema leider auch eine erschreckende Aktualität; das Buch ist ein Lehrstück über religiöse Verblendung, die Pervertierung von Rechtssprechung und unmenschliche Grausamkeit.
Personen: Fürweger, Wolfgang
Fürweger, Wolfgang:
Verbrannte Kindheit : 1677 - 1679 ; die vergessenen Kinder der Hexenprozesse um den Zauberer Jackl / Wolfgang Fürweger. - 1. Aufl. - Wien : Ueberreuter, 2015. - 207 S. : Ill., Kt.
ISBN 978-3-8000-7606-2 fest geb. : ca. Eur 19,99
Mittelalter - Signatur: BA Fürw SALZ - Sachbücher