Nach dem Tod der Eltern wird ein Vormund für die Schwestern Brelan gesucht - und Tante Rosie würde sich entsagungsvoll und selbstlos der drei Mädchen (und ihres stattlichen Erbes) annehmen. Doch da Marthe, Sabine und Judith mit Tante Rosies Ansinnen nicht einverstanden sind, zögern sie den Verhandlungstermin mit viel Geschick so lange hinaus, bis Marthe volljährig ist und selbst die Vormundschaft über die beiden jüngeren Schwestern übernehmen kann. Ein Skandal in der kleinen Stadt der Nachkriegszeit - und der Anfang eines steinigen Weges, den die drei beschreiten, um ein selbstbestimmtes, freies Leben zu führen. Unterstützt von einer leicht dementen, aber zähen Großmutter und ausgestattet mit viel Temperament und Widerstandswillen stellen sich die drei jeder Autorität. Bisweilen entpuppt sich das starke Band zwischen den Schwestern auch als Fessel, manchmal bedarf es radikaler Schritte - und befreiender amour-fou-Beziehungen - um den eigenen Weg zu finden und noch radikalerer Schritte, um wieder zum schwesterlichen Zusammenhalt zurückzufinden. Fast ein halbes Jahrhundert lang begleiten wir als Leser das Schicksal der drei ungleichen Schwestern - und erst zum Schluss erfahren wir mit ihnen, was hinter Großmutters letztem Satz, sie hätte so gern "alle drei glücklich" gewusst, steckt. Ein unterhaltsamer Roman mit skurrilen, aber auch berührenden Momenten. *Lesen.Hören.Wissen* Margot Schwienbacher
Mit dem Tod ihres Vaters werden die drei Schwestern Brelan zu Vollwaisen. Sie beschließen zusammenzubleiben und zögern den Vormundschaftstermin hinaus. Als es so weit ist, verweisen sie triumphierend auf das Datum, das Marthe, der Ältesten, soeben die Volljährigkeit gebracht hat. Durch taktisches Verhandlungsgeschick erreichen sie, dass Marthe die Verantwortung für ihre Schwestern Sabine (17) und Judith (14) zugesprochen bekommt. Damit sind sie der Vormundschaft durch ihre Tante Rosie entkommen, die es auch auf das Sechs-Zimmer-Haus ihres Bruders abgesehen hatte. Der Leser begleitet die drei Schwestern von der Nachkriegszeit bis zum Berliner Mauerfall. Allerdings erfährt man das Geschehen weniger durch Beschreibung als durch Dialoge, die in einer Mischung von indirekter Rede und autonomer direkter Rede (immer ohne Anführungszeichen) abgebildet werden. Manchmal ist nicht ganz klar, wer spricht. Das macht aber nichts, im Gegenteil, es bildet geschickt das Stimmengewirr der drei Schwestern (z.B. bei der Vormundschaftsverhandlung) ab und ist sehr amüsant zu lesen. - Der mit vielen Preisen ausgezeichnete Autor Francois Vallejo (Jg. 1960) ist Altphilologe und lebt in Le Havre. Sein Bestseller "Monsieur Lambert und die Ordnung der Welt" war 2006 für den Prix Goncourt nominiert. (Übers.: Christel Gersch) (Karin Blank, Medienprofile)

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Personen: Vallejo, Francois

Interessenkreis: Familie