Familiengeschichte erzählt Weltgeschichte. (DR) Shelly Kupferberg schildert die Lebensgeschichte ihres Urgroßonkels Isidor (Ignaz) Geller (1890-1938). Einst war er Kommerzialrat in Wien und Multimillionär. Als Jude wurde er von den Nazis gequält und starb im November 1938 an den Folgen seiner Haft. Kupferberg gibt Einblicke in ihre jüdische Herkunftsfamilie, die im Umkreis von Czernowitz beheimatet war. Jede Familiengeschichte enthält Facetten von Weltgeschichte. Die Autorin hat in Archiven recherchiert und ihre Familiengeschichte nun für uns Leser*innen aufgeschrieben. Spannend liest sich das Interview am Ende des Buches. »Die Recherche hat ein detektivisches Gen in mir geweckt«, gesteht Kupferberg. Im Österreichischen Staatsarchiv stieß sie auf zahlreiche Fundstücke, die sie in den Text einfließen lässt. Traurig stimmt die Erzählung um David, den älteren Bruder Isidors. Im Ersten Weltkrieg bekam seine wohlgeordnete Welt Risse. Nach der Diagnose paranoide Schizophrenie verbrachte David seinen Lebensabend in der Landespflegeanstalt Mauer-Öhling, wo er 1935 starb. Shelly Kupferberg, geboren 1974 in Tel Aviv, wuchs in West-Berlin auf, wo sie Publizistik, Theater- und Musikwissenschaft studierte. Sie arbeitet als Journalistin und beim Radio. Das Buch ist großen Beständen empfohlen.
Personen: Kupferberg, Shelly
Kupferberg, Shelly:
Isidor : ein jüdisches Leben / Shelly Kupferberg. - Zürich : Diogenes, 2022. - 250 Seiten
ISBN 978-3-257-07206-8 Festeinband : EUR 24,00
Einzelbiographien, die existentielle und allgemeinmenschliche Grunderfahrungen in den Mittelpunkt stellen (Verfolgung, Widerstand, Flucht und Vertreibung, Behinderung, Krankheit und Leid, Tod und Trauer usw.) - Signatur: Bi 2 Gelle - Buch