"Sie" ist Analphabetin und arbeitet als Putzfrau, das wenige Geld knöpft Freund Pit ihr ab und trägt es in die Spielhalle. "Er" ist ein vielbeschäftigter, erfolgreicher Anwalt auf der Überholspur, der bei seiner Hetzerei von Termin zu Termin im Flugzeug von plötzlichen Angstattacken überfallen wird. Im Totalstress zwischen zwei Terminen stoppt er kurz zuhause, um den Koffer zu wechseln - und findet seine Putzfrau blutend am Boden liegen, von der Leiter gefallen. Sein erster Impuls ist Panik: sie ist nicht angemeldet und wahrscheinlich nicht sozialversichert. Als sie im Krankenhaus aufwacht, kann sie sich an nichts erinnern, nicht einmal an ihren Namen. Ihr einziger Anhaltspunkt ist der Schlüssel zur Wohnung des Anwalts - dort quartiert sie sich in seiner Abwesenheit im geräumigen Gästezimmer ein. - Eva Baronsky erzählt die Lebenssituationen der beiden Protagonisten in abwechselnden Kurzabschnitten aus deren Innenperspektive. Das erzeugt einen faszinierenden Sog für den Leser. Besonders, wenn Angelina versucht, sich in ihrer neuen Identität zurechtzufinden, die so gar nichts mit ihrem früheren Leben zu tun hat. Sie nimmt jetzt Töne als Farben wahr und bringt sich so das Klavierspielen und in kürzester Zeit auch das Lesen bei. - Unbedingt allen Büchereien empfohlen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Personen: Baronsky, Eva
Baronsky, Eva:
Manchmal rot : Roman / Eva Baronsky. - 1. Auflage. - Berlin : Aufbau Taschenbuch, 2017. - 348 Seiten ; 19 cm
ISBN 978-3-7466-3240-7 Broschur : 9.99 (DE), EUR 10.30
Schöne Literatur - Signatur: Baron - Buch