Annotation: Eine Schilderung der psychischen Krise einer Zwölfjährigen, ausgelöst durch eine prekäre Familiensituation, und deren Überwindung mit Hilfe der Zuwendung der schwarzen Hausangestellten. Rezension: "Keine Wärme in einem zerbrochenen Kind, keine Wärme in einer Familie mit so vielen Sprüngen." - Frühjahr 1966. Ein Haus am Waldrand in Johannesburg, im zugigen Wind der Apartheid. Die zwölfjährige Emily Iris wünscht sich nichts sehnlicher als eine harmonische Familie. Ihr Vater lebt für seine Schokoladenfabrik und ihre egozentrische Mutter verbringt die meiste Zeit auf dem Tennisplatz. Geborgenheit finden Emily und ihre Schwester bei den schwarzen Hausangestellten, die die fehlende emotionale Nähe der Eltern zu kompensieren suchen. Soweit wäre die Situation der Familie Iris nicht ideal, aber auch nicht ganz ungewöhnlich, würden nicht zwei unerhörte Begebenheiten die marode Substanz der Familie vollends ans Licht bringen: Bei einer Party erwischt Emily ihre Mutter mit einem Liebhaber in der Vorratskammer. Wenig später wird sie Zeuge, als ihre Schwester Sarah vergewaltigt wird. Aufgrund der defekten Beziehung zu den Eltern bleibt diesen das Ereignis, das für Sarah tödlich enden soll, unentdeckt. - Eindrücklich wird erzählt, wie Emily diese Initiationserlebnisse erfährt und bewältigt. Der Text weist die Struktur einer Doppelnovelle auf. Neben den spiegelbildlichen Handlungselementen schaffen zahlreiche Kontrast- und Korrespondenzbezüge im Gefüge der Figuren subtile Analogien. Ergänzt werden diese durch gleichnishafte mystische Erzählungen des schwarzen Nachtwächters, die Honig auf Emilys zerrütteter Seele sind. Die poetische Kraft dieses Romans liegt neben dem auch in der phantasievollen anschaulichen Sprache der Ich-Erzählerin Emily begründet. Emilys Sehnsucht nach einem Familienidyll zieht die Lesenden in ihren Bann, wodurch dieser Roman hinter Beispiele emanzipatorischer KJL der letzten Jahrzehnte zurückfällt. Emily wünscht sich sogar den Tod der Mutter, die ihre Rolle nicht erfüllt. Damit wird die alte Frage nach der Ordnung der Geschlechter einseitig aufgerufen. Sicherlich ein problematischer Aspekt, aber kein Grund, diesen einfühlsamen Roman nicht zu lesen! *ag* Daniela Anna Frickel
Personen: Günther, Ulli Günther, Herbert Glass, Linzi
Glass, Linzi:
Im Jahr des Honigkuckucks / Linzi Glass. Aus dem Engl. von Ulli und Herbert Günther. - München : Hanser, 2010. - 253 S.
Einheitssacht.: ¬The¬ year the gypsies came
ISBN 978-3-446-23511-3 kart. : ? 15,40
Zugangsnummer: 2022/0442 - Barcode: 2-2061801-6-20002444-8
Jugendbücher (ab 13 Jahre) - Signatur: J Glass - Buch