Lebenslügen, Lebensfreude und Lebensverantwortung als große Themen dieses Familienromans. (DR) Elsa Ahlqvist wird sterben. Das weiß auch ihre Familie, deren Mitglieder sehr unterschiedlich auf ihren Wunsch, das Hospiz zu verlassen und nach Hause zu kommen, reagieren. Anna, die Enkeltochter, scheint am besten damit zurechtzukommen, die beiden sind sich nahe, egal, ob sie miteinander einen Teppich schrubben - wie noch im vergangenen Sommer - oder über den Lebenssinn reden. Elsa Ahlqvist ist eine Berühmtheit, eine exzellente Wissenschaftlerin, deren Standardwerke noch heute von PsychologiestudentInnen gelesen werden, das macht ihre Enkelin, die Studentin, immer wieder aufs Neue stolz. Eleonoora, Annas Mutter, steht in diesem in Helsinki spielenden Familienstück immer draußen, kann weder zur Mutter noch zur Tochter Nähe halten, dabei schien ganz Finnland Elsa zur Botschafterin mütterlicher Liebe stilisieren und als Übermutter der Nation feiern zu wollen. Die Fassaden bröckeln, das Verschwiegene, die Verschwiegene und durch das Verschweigen und Ignorieren Getötete nimmt nach Jahrzehnten des nie gelungenen Vergessens ihren Platz in dieser Familie ein. Am Ende dieser brillant erzählten Familiengeschichte der starken Frauen und blassen Männer sitzt Anna mit ihrem Großvater auf der Parkbank, keine Anklage, nur die Wahrheit wird hier formuliert. Ein sehr empfehlenswerter Roman der 1980 geborenen Autorin, die Individualität und Zugehörigkeit, Liebe und Verantwortung der Liebenden füreinander gekonnt in Bilder und Symbole setzt, die Idyllen ebenso versiert erschafft wie die Höllen oder seien es auch Fegefeuer. Literaturkreise haben hier sehr viel Material und sei es nur die Erkenntnis, dass Finnland nicht ausschließlich hervorragende Kriminalautorinnen hat und Seelenmorde gut im Stoffkreis "Familienroman" aufgehoben sind. *bn* Christina Repolust

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Personen: Pulkkinen, Riikka Kritzokat, Elina