Annotation: Locker erzählter Roman über den 12-jährigen Finn, der nach dem plötzlichen Tod des Vaters für seine Mitwelt gleichsam unsichtbar wird. Rezension: Ein erzählerisches Feuerwerk zündet Evan Kuhlman, man verfolgt seinen Sprühregen von witzigen Einfällen und ist am Ende doch etwas enttäuscht, dass all dem eine recht nüchterne Problemgeschichte zugrunde liegt: die Traumatisierung des etwa 12-jährigen Ich-Erzählers Finn Garret aufgrund des plötzlichen Todes seines Vaters. Finn erzählt von seinem Verschwinden, vom beinahe Unsichtbar-Werden für seine Mitwelt, vom Nicht-beachtet-Werden. Er hat das Gefühl, Haut und Haare würden ganz bleich. Weder Meli, seine Freundin seit Kindergartentagen, noch Mom oder der jüngere Bruder können ihn davor bewahren. Seine Trauerarbeit nimmt mitunter seltsame Formen an, wenn er sich beispielsweise recht oft am Friedhof aufhält. Am Ende die überraschende (Er-)Lösung: Der Schock scheint verarbeitet - ein paar Gespräche mit einer Psychologin und das Pflanzen eines Bäumchens reichen dafür offenbar aus - Finn wird wieder sichtbar. Die 285 locker beschriebenen und teilweise witzig illustrierten Seiten bieten vorwiegend tagebuchartige Sequenzen des Ich-Erzählers, der neben der Trauergeschichte auch eine kleine Liebesgeschichte einbaut. Daneben finden sich philosophisch angehauchte Reflexionen, Wortspiele und Wortschöpfungen, Rückblenden mit Erinnerungen an den Vater, allerlei eingestreute Sachinformationen - Finn erklärt beispielsweise jeden vorkommenden Namen - und zahlreiche Anreden an die Leserinnen und Leser. Ein ungewöhnliches Buch, das vom Cover, der Schrift und den Illustrationen her eher Jüngere ansprechen dürfte, das aber von der Sprache und dem Erzählstil her reifere und belesene Literaturfans erfordert. *ag* Johann Waser
Personen: Kuhlman, Evan
Kuhlman, Evan:
Der letzte unsichtbare Junge. - München : Dt. Taschenbuch-Verl., 2010. - 284 S. : lll.
ISBN 978-3-423-76001-0 fest geb. : EUR 15,40
Erzählungen 9-12 Jahre - Signatur: Ju 2 Kuh - Buch