Mit einem Monsteraffen hat dieses Buch zum Glück nichts zu tun. King Kong ist eine hochprozentige alkoholische Eigenkreation, die der Protagonist Cuffy Lampkinsehr zu schätzen weiß. Dieser alte Diakon in der kleinen Baptistengemeinde "Five Ends" im Süden Brooklyns, besser bekannt unter seinem Spitznamen Sportscoat, schießt auf einen jugendlichen Drogendealer (zum Glück bleibt das fast folgenlos), den er früher als hoffnungsvolles Talent in der Baseballmannschaft trainiert hatte. Damit nimmt das Geschehen im Jahr 1969 seinen Ausgang. Der sozialhistorische Hintergrund spielt durchaus eine wichtige Rolle: Klassengegensätze, Rassismus, Gewalt werden nicht ignoriert, das Aufeinandertreffen von Kleinkriminellen, Mafiosi, Alkoholikern und gesellschaftlich Abgehängten ist der rote Faden dieses Romans. Entscheidend ist allerdings das "Wie": Es geht nicht um die Ausweglosigkeit einer vorgegebenen Situation, sondern die Schicksale der einzelnen Figuren kreuzen sich immer wieder auf Pfaden der Mitmenschlichkeit, der kleinen Hoffnungsschimmer, der Wärme und Liebe in diesem abgehalfterten New Yorker Stadtviertel. Mit einem ungeheuren Sinn für Sprach-und Situationskomik, aberauch für ganz sensible Gefühlsnuancen zieht McBride die Leser in den Bann. So spricht Sportscoat immer mit seiner verstorbenen Frau Hattie, um die richtigen Lebensentscheidungen zu treffen, aber auch, um die Weihnachtsgeldkasse zu finden, die er der Gemeinde zurückgeben will. Die Pfarrersgattin verliebt sich in den Cop, und die nur andeutungsweise durch kleine körperliche Signale wie ein Lächeln, eine Berührung geschilderte gegenseitige Zuneigung ist emotional ergreifend. Der Mafia-Nachkomme Tony Elefante träumt von einer glücklichen Beziehung mit der Inhaberin eines Bagel-Ladens, und die antike Statue der "Venus von Willendorf" spielt eine ebenso amüsante Rolle wie der alljährlich anonym gespendete weiße italienische Käse.Es können hier nicht alle Kuriosa der agierenden Personen aufgezählt werden, aber durchgehend überzeugend ist die Präsenz von Wärme und Lebenswillen, von einem positiven Zugang zur Alltagswelt und ihren Menschen mit all ihren Macken und Defiziten. Alle wollen gerne leben und verheddern sich nicht in einer von den Rahmenbedingungen her fast unweigerlichen Hoffnungslosigkeit.Ich empfehle dieses fulminante Erzählwerk als erfrischende Alternative zu den hoch zu schätzenden Darstellungen der oftmals ausweglosen Situationen unzähliger Menschen in ebensolchen Verhältnissen. McBride war Journalist, ist Schriftsteller und Musiker und mit zahlreichen Preisen dekoriert. Die Übersetzung gibt den O-Ton überzeugend mit minimaler Anpassung an den Slang wieder.

Kirsten Blanck für das Büchereiteam

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Personen: McBride, James Löcher-Lawrence, Werner

Schlagwörter: New York Baptisten

Interessenkreis: Gemeindebriefrezensionen