Reinecke, Anne
Leinsee Roman
Buch

Karl ist Ende 20, ein bekannter in Berlin lebender Künstler. Er bekommt einen Anruf. Seine Mutter hat einen Gehirntumor und muss notoperiert werden. Sein Vater hat sich in der Villa in Leinsee erhängt. Karl steigt in den Zug und fährt nach Hause. Unterwegs ruft ihn der Arzt an, seine Mutter hat entgegen aller Prognosen die Operation überlebt. Als er in die Villa kommt, ist dort die Polizei, das Bestattungsunternehmen und die Presse. Karls Eltern, Ada und August Stiegenhauer, sind das gefragteste Künstlerpaar des 20. Jahrhunderts. Sie machen Plastiken aus Harz, in denen sie Dinge einschließen wie Fossilien. Und dann gibt es noch den aufdringlichen Assistenten Torben. Dieser wohnt in der Zwischenzeit sogar in Karls ehemaligem Kinderzimmer. Er hat sich also breitgemacht. Karl hat seit sieben Jahren keinen Kontakt zu den Eltern. Als Kind haben sie ihn in ein Internat gegeben. Sie kümmern sich kaum um ihn. Doch die künstlerische Ader hat er von seinen Eltern geerbt. Nach dem Abitur bewirbt er sich unter dem Pseudonym Karl Sund an einer Kunstakademie und wird selbst ein bekannter Künstler. Der Vater hat einen Abschiedsbrief hinterlassen. Er wolle keinen Tag länger ohne seine geliebte Frau Ada leben. Die künstlerische Hinterlassenschaft würde Torben regeln. Dann kommt der Tag des Begräbnisses. Seine Freundin Mara, sie arbeitet am Theater, reist aus Berlin an. Sie drängt darauf, möglichst bald nach Berlin zurück zu kehren, denn in zwei Tagen ist die Eröffnung der Ausstellung von Karl. Aber er will in Leinsee bleiben. Und da ist noch ein rätselhaftes kleines Mädchen, Tanja, das sich oft im Garten des Hauses aufhält. Und neugierige Nachbarskinder. Er holt ein Gewehr aus dem Keller, mit dem sein Vater früher auf Tontauben geschossen hat und feuert zwei Schüsse in die Luft ab. Am nächsten Tag kommt die Polizei. Er behauptet, es sei Teil einer Kunstaktion, es wusste nicht, dass Kinder dabei waren. Er wolle die künstlerische Arbeit seiner Eltern fortführen. Die Polizisten glauben es. In der Zwischenzeit wird ohne ihn die Ausstellung in Berlin eröffnet, sie wird ein durchschlagender Erfolg. Seine Mutter erwacht, aber sie erkennt ihn nicht wieder, sie glaubt, er sei August. Karl richtet sich in der Villa ein. Oft nimmt er die Mutter mit in das Atelier, dort blüht sie auf. Über Umwegen findet er doch noch einen Weg zu seiner Mutter. Viele Themen stecken in diesem Debütroman: das verminte Gelände der Familie, die persönliche Entwicklung des Protagonisten, Trauer und Verlust und nicht zuletzt der aktuelle Kunstbetrieb, den die Autorin mit viel Ironie durchleuchtet. Der Beginn des Romans ist fulminant, dann habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Autorin die Fäden der Handlung etwas verloren hat. Gegen Ende hin zerfranst die Handlung ein wenig. Nichtsdestotrotz bietet der Roman vor allem wegen seiner satirischen Seitenhiebe auf den Kunstbetrieb ein Lesevergnügen. Für alle Bibliotheken geeignet.


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Personen: Reinecke, Anne

Reinecke, Anne:
Leinsee : Roman / Anne Reinecke. - [1. Auflage]. - Zürich : Diogenes. - 361 Seiten ; 19 cm
ISBN 978-3-257-07014-9 Festeinband : EUR 24,00

Zugangsnummer: 2018/0182 - Barcode: 2-2114133-9-00004310-6
Schöne Literatur - Signatur: Reine - Buch