In den von politischen Unruhen geprägten 1960er und 1970er Jahren straucheln die Freundinnen Elena und Lila in ihren gänzlich konträren Lebensentwürfen. (DR) Der dritte Teil der erfolgreichen Romanserie von Elena Ferrante knüpft nahtlos an "Die Geschichte eines neuen Namens" an: In der letzten Begegnung der Freundinnen Lila und Elena, die im Zentrum dieser Neapolitanischen Saga stehen, klang der Abschied von der gemeinsamen Kindheit bereits an. Die zwei, die einander Stütze und Ansporn sind, meiden einander nun. Elena hat sich von ihrer ärmlichen Herkunft im Rione, einem heruntergekommenen Viertel von Neapel, emanzipiert und sich ein besseres Leben erobert. Die politischen Unruhen Ende der 1960er Jahre machen sich bemerkbar: Studentenrevolte, Arbeiteraufstände, Klassenkampf, neue sexuelle Zügellosigkeit, aufstrebende Studentinnen, aufbrechende Ordnung, einbrechende Mauern. Neue Freiheiten winken, doch wo steht Elena? Was wünscht sie sich? Eine Karriere als Schriftstellerin? Hochzeit und Mutterschaft? Eine Affäre mit Nino Sarratore, den sie trotz seines verantwortungslosen Verhaltens Lila gegenüber begehrt? Während Elena ihr erstes Buch veröffentlicht und in eine angesehene bürgerliche Familie einheiratet, hadert Lila mit dem Weg, den sie eingeschlagen hat: Aus Zorn über die prekären Arbeitsbedingungen in der Wurstfabrik ergreift sie bei einer politischen Versammlung das Wort und sieht sich unversehens im Zentrum der existenzbedrohenden Ausschreitungen zwischen Faschisten und Kommunisten. Mit Interesse verfolgt man das Auf und Ab im Leben der intelligenten jungen Frauen und ihrer im Rione beheimateten Freunde und Familien. Am Ende muss jede für sich ausloten, welches Risiko sich für Liebe und Erfolg einzugehen lohnt. Wieder erschüttert ein ganz bestimmter Mann ihr Leben und scheint sie noch weiter auseinanderdriften zu lassen. Darauf und ob sich der Rione aus seiner tödlichen Umarmung der Gewalt durch die Camorra lösen wird können, darf man gespannt sein, wenn im Februar 2018 der abschließende Band erscheint. Strukturiert, teils mit essayistischen Anklängen, legt Ich-Erzählerin Elena in gewohnt beflissener Manier ihre Gedankenführung dar und bietet anspruchsvolle Unterhaltung für Leserinnen. Mit großer Kunstfertigkeit geschrieben und elegant von Karin Krieger übersetzt, ist auch die dritte Reise in die Nachkriegsgeschichte Italiens und weibliche Alltagswelten empfehlenswert für Öffentliche Büchereien!

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Serie / Reihe: Neapolitanische Saga 3

Personen: Ferrante, Elena