Gegen eine Herrschaft der Maschinen: Richard David Prechts Kritik am post- und transhumanistischen Menschenbild. Künstliche Intelligenz empfindet keine Werte, sie hat keine Affekte, sie baut keine eigene Welt auf, ist aber bedingt nützlich, um das global beschleunigte Leben des Menschen zu erleichtern, etwa in der Medizintechnik. Mit dieser Botschaft wirbt der Bestsellerphilosoph Richard David Precht für einen kritischen Umgang mit den Szenarien der KI-Visionäre. Man folgt ihm gerne, wo er gegen den Überschwang des Wissenskönnens und des Machbaren an die Bedeutung von Phantasie und Gefühl erinnert. Precht warnt davor, die scientia, also die Wissenschaft, vor die sapientia, die den Menschen zum homo sapiens macht, zu stellen. Wir können uns nicht in die Cyborgs und Cobots hineinversetzen, das ist "alien phenomenology", ebenso wenig wie wir in unsere eigene Hardware, das neuronale Netzwerk im Gehirn, sehen können; das ist "neuronale Intransparenz". Am überzeugendsten scheint aber Prechts Argument, das KI keine Geschichten zu erzählen hat. Deshalb sind die Unterschiede zwischen Mensch und Maschine größer als die Gemeinsamkeiten, und von vielen Problemen, die die KI löst oder lösen kann, weiß der Mensch nicht einmal mehr, vielleicht zu seinem Glück. Denn die Absicht, dass der Mensch glücklich sei, meint Precht in Übereinstimmung mit Freud, ist weder im Plan der Schöpfung noch im Drehbuch der Maschinenethik enthalten. Fehler, Alltäglichkeit, Scheitern kann man nicht vorausberechnen. Das widerspräche auch dem christlichen Menschenbild.
Personen: Precht, Richard David
Leseror. Aufstellung: Philosophie
Precht, Richard David ¬[Verfasser]:
Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens / Richard David Precht. - 5. Aufl. - München : Goldmann, 2020. - 251 Seiten ; 22 cm
ISBN 978-3-442-31561-1 fest geb. : 20,00 EUR
Philosophische Betrachtungen - Signatur: Ph 5 Prech - Buch