Ein Dorf in den Tiroler Bergen und zwei Frauen, die nicht in die für sie vorgesehene traditionelle Rolle passen. (DR) Maria kehrt nach vielen Jahren der Abwesenheit in ihr Heimatdorf in den Kitzbühler Alpen zurück. Ihr Onkel war Tierpräparator mit eigener Werkstatt und sie hat sich entschlossen, seine Arbeit fortzusetzen. Allerdings trifft sie dort auf eine frauenfeindliche Jägergemeinschaft, die ihr dieses Handwerk nicht zutraut, und so bekommt sie fast keine Aufträge. Das Leben bei ihrer Tante Hella ist mühsam und dennoch will sie nicht mehr in die Großstadt zurück. Hier hat sie Heimatgefühle. Sie trifft Youni wieder, der als Kind aus Jugoslawien flüchtete. Marie und Youni waren immer schon Außenseiter in dieser in dunkle Sitten verstrickten Gesellschaft. Die beiden verlieben sich, doch ein mysteriöses Unglück beendet Younis Leben abrupt. Marie ist schwer getroffen und wohnt ohne Kontakt zur Außenwelt in ihrer Werkstatt. Eines Tages erhält sie einen lukrativen Auftrag aus der reichen Gesellschaft des Ortes. Sie soll einen Chihuahua binnen 12 Stunden präparieren. Obwohl das in dieser kurzen Zeit sehr schwierig zu bewerkstelligen ist, nimmt sie an. Sie braucht das Geld. Am gleichen Tag taucht die seltsam wirkende Butz auf. Sie wuchs auch in diesem Dorf auf und passte so gar nicht hierher. Zwei Außenseiterinnen, die sich auf Anhieb verstehen. Gemeinsam versuchen sie, den Hund zu präparieren. Und beschließen, die verkrusteten Strukturen der Dorfgemeinschaft aufzubrechen. Bis eine explosive Katastrophe den Tag beendet. Die Autorin, die auch in den Bergen aufgewachsen ist und die Lebensumstände in einer traditionsbeladenen Gesellschaft kennt, schildert das dumpfe und unbewegliche Gedankengut einer Dorfgemeinschaft sehr eindrucksvoll. Facettenreich und oft sehr detailliert werden die Tierpräparationen wiedergegeben, das ist wohl nicht jedermanns Sache. Doch die Außenseiterposition und die Abwehr einer verhärteten Tradition, die nichts Neues zulassen will, werden gut dargestellt. Man fühlt sich gleichzeitig abgestoßen und angezogen von dieser dörflichen Welt. Die Erzählung wird in einen Tag hineingepackt und fasziniert durch ihre Dynamik.
751 bn.bibliotheksnachrichten / Ilse Hübner
Personen: Hager, Elisabeth R.
Hager, Elisabeth R.:
¬Der¬ tanzende Berg / von Elisabeth R. Hager. - Stuttgart : Klett-Cotta, [2022]. - 255 Seiten
EAN 9783608984880 Festeinband : EUR 22,70 (AT)
Belletristik für Erwachsene - Signatur: DR HAGE - Buch Dichtung