Verlust der Idylle. (DR) 1943/1944 in Siebenbürgen/Rumänien: In einem geräumigen Haus in der Unterstadt von Hermannstadt lebt die sächsische Großfamilie mit der resoluten, bodenständigen und pragmatischen Ursula-Oma als Oberhaupt. Ihre beiden Töchter bewohnen mit Mann und Kindern jeweils ein Geschoß. Erzählt wird aus der Sicht Ellas, die mit etwa 14 Jahren genau in jenem spannenden Alter ist, in dem die Gefühlswelt in besondere Turbulenzen gerät mit einer intensiven, fast homoerotischen Mädchenfreundschaft und mit der ersten Verliebtheit in einen blassen, aber sehr aufmerksamen Burschen. Gleichzeitig schärft sich Ellas Blick auf die Erwachsenenwelt und die gravierenden Umbrüche der Politik. Die Siebenbürger Sachsen werden 1943 für die deutsche Wehrmacht rekrutiert, ein ganzer Maturajahrgang meldet sich freiwillig zur Waffen-SS. Gerhard-Onkel zieht freiwillig in den Krieg, Ellas heiß geliebter Vater ein Jahr später schließlich auch - er fällt 1944, als seine neugeborene Tochter erst ein paar Wochen alt ist. Den Endpunkt des Romans über die beginnende Auflösung der jahrhundertealten Siebenbürgischen Kultur bildet der 23. August 1944, als Rumänien die Front wechselt, weil die Rote Armee bereits im Land steht. Das Kernstück des in seiner äußerst warmherzigen, poetischen Sprache verfassten Romans ist die Freundschaft Ellas zu Harriet Weissenberg, deren Vater ein einflussreicher jüdischer Anwalt und deren Mutter bereits gestorben ist. Von Harriets disziplinierter, frühreifer und empathischer Art lernt sie neue Lebensbewältigungsstrategien, wie auch die freiheitsliebende, sich um Konventionen nicht kümmernde Kusine Daggi ihr ungekannte Perspektiven eröffnet. - Ein dichter, langsamer, aber gewiss nicht langatmiger Roman, den man breit empfehlen kann.
Personen: Wolff, Iris
Wolff, Iris:
Leuchtende Schatten : Roman. - 2. Auflage. - Salzburg : Otto Müller Verlag, [2018]. - 324 Seiten Leuchtende Schatten
ISBN 9783701312283 Festeinband : EUR 23,00 (AT)
Belletristik für Erwachsene - Signatur: DR WOLF - Buch Dichtung