Eine einfühlsame Charakterstudie einer Patchworkfamilie. (DR) Die im Bregenzerwald geborene und in Hohenems lebende Schriftstellerin Monika Helfer hat schon zahlreiche Romane, Erzählungen und Hörspiele, darunter auch gemeinsame Werke mit ihrem Mann Michael Köhlmeier, veröffentlicht. Ihr genreübergreifendes Credo war immer die Empathie: "In der Welt, in der ich mich bewege, begegnen mir oft Menschen mit existenziellen Problemen. Das berührt mich einfach sehr - und das sind auch die Geschichten, die mich interessieren", bekundete Helfer 2012 in einem "Standard"-Interview. In ihrem vorliegenden Roman widmet sich die Autorin einem familiären Mikrokosmos, dem sie sich in Form einer Erzählerin nähert, die in einer U-Bahn, einer Mutter mit Kind gegenübersitzend, zu imaginieren beginnt: "Die blonde Frau könnte Sonja heißen; und die Tochter Vev, ein Kosename für Genoveva." Gleich danach tritt die Erzählerin hinter ihren Figuren zurück und wird zur Beobachterin einer Patchworkfamilie. Das Scheidungskind Vev wächst bei Sonja auf, die unter ständigem Drogeneinfluss nicht über die Scheidung hinwegzukommen vermag. Ihr "Neuer", den alle "The Dude" nennen, möchte in Sonjas Leben klar Schiff machen, während sich Milan, Vevs leiblicher Vater, bei seiner Natalie und deren beiden Töchtern nicht einzuleben vermag. Obwohl die Autorin die widrigen Verhältnisse dieser meist vom Eigennutz getriebenen Menschen recht ungeschönt darstellt, tut sie dies mit einer ausgewogenen Mischung aus Distanz und Einfühlungsvermögen, sodass die Schwächen der Figuren letztlich sympathisch und manchmal sogar seltsam vertraut wirken.
Personen: Helfer, Monika
Helfer, Monika:
Schau mich an, wenn ich mit dir rede! : Roman / Monika Helfer. - Salzburg ; Wien : Jung und Jung, 2017. - 179 S.
ISBN 978-3-99027-094-3 fest geb. : € 20,00
Belletristik für Erwachsene - Signatur: DR HELF - Buch Dichtung