Zwischen schwarzer Selbstverachtung und weißem Rassismus oder wie der sehnlichste Wunsch eines schwarzen Mädchens in den USA sich anders erfüllt als erhofft. (DR) Dass der Debütroman der Literaturnobelpreisträgerin aus dem Jahr 1970 neu aufgelegt und übersetzt wurde, ist ein Glücksfall für alle, die die Autorin und das Buch bislang nicht kannten. Die Handlung spielt Anfang der 1940er Jahre in der Kleinstadt Lorain, in der die Autorin 1931 geboren wurde. Erzählt wird sie aus der Perspektive zweier ebenfalls schwarzer Mädchen, dazwischen gibt es in eingeschobenen Kapiteln die Vorgeschichte von Cholly und Pauline, den Eltern der kleinen Pecola, die sich nichts dringender wünscht als blaue Augen, wie sie der weiße Kinderstar Shirley Temple hat. Die Biografien der Eltern, geprägt von Erfahrungen des Rassismus und der Armut, vereinigen sich zu einer anfänglich berührenden Liebesgeschichte. Allerdings erleben Pecola und ihr älterer Bruder davon nicht mehr viel, denn die Alkoholsucht ihres Vaters führt dazu, dass sich ihre Eltern nur mehr mit Verachtung und Gewalt begegnen. Pecola wird von ihrer Mutter und der Umwelt als besonders hässlich wahrgenommen und auch so bezeichnet. Ihr Wunsch nach blauen Augen wird zu ihrer fixen Vorstellung. Bedrückende direkte Darstellung von Rassismus und Sexismus und ihren Auswirkungen auf ein Kind, beschrieben mit einer präzisen und poetischen Sprache, die nichts beschönigt. Dringende Leseempfehlung, da leider noch immer aktuell.
751 bn.bibliotheksnachrichten / Fritz Popp
Personen: Hasters, Alice Handels, Tanja Morrison, Toni
Morrison, Toni:
Sehr blaue Augen / Toni Morrison ; aus dem Englischen von Tanja Handels ; mit einem Nachwort von Alice Hasters. - Hamburg : Rowohlt Verlag, Oktober 2023. - 270 Seiten ¬The¬ Bluest Eye
EAN 9783498003678 Festeinband : EUR 25,50 (AT)
Belletristik für Erwachsene - Signatur: DR MORR - Buch Dichtung