Er nennt sich selbst "Möchtegern-Österreicher" und beschreibt das Land, in dem er seit Jahrzehnten lebt. Unterhaltsame Lektüre mit ernsten Zwischentönen. (DR) Wo sind sie denn nun wirklich, die "echten Wiener"? Radek Knapp begegnet auf seiner Suche ganz vielen Kopien - von überall gebürtig, nur nicht aus Wien. Wie er selbst: Seit Jahrzehnten in der österreichischen Hauptstadt lebend und auf Deutsch schreibend, arbeitet sich der gebürtige Pole auch in seinem jüngsten Buch an seiner neuen Heimat ab. Mit spitzbübischem Charme und ironischem Augenzwinkern nimmt der Autor so manche Facette österreichischer Mentalität unter die Lupe. Dabei lässt er auch gängige Klischees nicht aus, beispielsweise die unergründlichen Amtswege à la Kafka oder die kultige Bedeutung des Todes. Knapp informiert nicht nur über den "ausländischen" Ursprung von Dialektausdrücken, ihm verdanken wir auch die Entdeckung des prähistorischen (!) Grundsteins für "unsere" Erfolge auf der Skipiste. Seine Empfehlung an die Damen auf Partnersuche: Den Zukünftigen beim Mannschaftssport beobachten oder noch besser beim Tennis - der beste Charakter-Schnelltest! Auch die therapeutische Wirkung von Wein und Musik hat Knapp gründlich studiert. Ja, genau: Die größte Chance auf "Urwiener" zu treffen, gebe es nämlich beim Heurigen. Und haben Sie gewusst, wer die heimlichen Chefs in Österreich sind? Die Hunde... Ernstere Töne schlägt der Autor in Passagen an, in denen er über andere - traumatisierte - Einwanderer erzählt. Sehr gern empfohlen für alle, die sich dafür interessieren, wie Neo-Österreicher dieses Land wahrnehmen, und ein Gewinn für sämtliche Bibliotheken.
751 bn.bibliotheksnachrichten / Sabine Krutter

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Personen: Knapp, Radek