Der interreligiöse Dialog zählt zu den aktuellen Leitlinien des Jesuitenordens. In diesem Sinne geht es Christian Troll nicht um eine religionswissenschaftliche Darstellung des Islam, sondern um den "Gott des Islam im Spiegel meines christlichen Glaubens". Eine solche Klärung des Ausgangsortes ist mutig, weil sie Angriffsflächen bietet, und zugleich auch sinnvoll, weil sie die eigene Perspektive nicht hinter dem Schein objektiver Wissenschaftlichkeit versteckt, sondern gerade so Hinführung zu einem echten Dialog zwischen Glaubenden werden kann. Das erste Kapitel (1) Muhammad spannt einen knappen Bogen vom Propheten bis in die Gegenwart. Im Abschnitt (2) Gott stellt der Verfasser dem islamischen Glauben an die strikte Transzendenz Gottes das christliche Bekenntnis zu Gottes gleichzeitiger Immanenz gegenüber; ein Hinweis auf die Gottesnähe islamischer Mystiker findet sich nicht. - Ohne Zweifel ist im Gottesthema das Zentrum des theologischen Dialoges aufgespürt; die plausible "Übersetzung" der trinitarischen Bekenntnisformeln ins jeweilige Heute ist und bleibt wohl eine der größten Herausforderungen für die christliche Theologie. Die Ausführungen zum Thema (3) Buch streichen das Faktum heraus, dass der Koran für Muslime einen analogen Stellenwert einnimmt wie Jesus Christus für Christen. Die Frage nach der islamischen (4) Praxis weist auf die fünf Säulen, das Gesetz Gottes (Scharia) und die Feste, wobei sich durch den Glauben an die Verbalinspiration des Koran - im Gegensatz zum Christentum - eine besondere Betonung der rechtlichen Dimension ergibt. Die Tragweite dieses Akzentes wird in den folgenden Gedanken zur umma, der (5) Gemeinschaft, besonders deutlich: Die Herrschaft Gottes gilt im Islam nicht nur als moralischer oder als individuell zu verwirklichender Wert, sondern wird auch als staatliche Rechtsform angestrebt, wenn auch in unterschiedlichen Schattierungen. Beim Thema (6) Mensch wird dessen Rolle Gott gegenüber islamischerseits als "Gehorsam" und "Unterwerfung" beschrieben, während im Christentum sowohl "Unterwerfung" als auch "Freiheit" des Menschen das Gottesverhältnis ausmachen. Im gleichen Zusammenhang werden neben der Stellung der Frau die Menschenrechte angesprochen und als "in der heutigen christlichen Anthropologie ... voll und ganz anerkannt" dargestellt; die historische Dimension, d.h. ein Verweis auf den durchaus schmerzlichen Lernprozess in dieser Frage bleibt unerwähnt. Der vorletzte Punkt (7) Erneuerung thematisiert den Spielraum und die Möglichkeiten des Islam hinsichtlich der Spannung zwischen Authentizität und Moderne. Die abschließende Betrachtung (8) Allahu Akbar deutet die wichtigsten Kurzformeln des islamischen Glaubens und sucht mögliche analoge Texte im Christentum. Soweit zu Trolls Darlegungen. Die Problematik des Büchleins liegt in der generellen Schwierigkeit, auf 70 kleinen Seiten Text eine so breite Themenpalette adäquat anzusprechen.
Serie / Reihe: Ignatianische Impulse 8
Personen: Troll, Christian Kiechle, Stefan Lambert, Willi
Standort: Aula L W I
Ig 04. 08
Troll, Christian [Verfasser]:
Als Christ dem Islam begegnen / Christian Troll. - Würzburg : Echter, 2004. - 80 Seiten. - (Ignatianische Impulse; 8)
Einheitssacht.: Als Christ dem Islam begegnen
ISBN 978-3-429-02538-0 Festeinband
Ignatianische Impulse (Reihe) - Buch