Der Wiener Erzbischof Kardinal Innitzer hatte in seinem Palais eine "Hilfsstelle für nichtarische Katholiken" eingerichtet - und diese zu einem beträchtlichen Teil auch selbst finanziert -, um Menschen in ausweglosen Situationen Hilfe anzubieten. Die erstmals 1958 veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen einer Mitarbeiterin dieser Hilfsstelle hat der Wiener Dom-Verlag nun als Taschenbuch herausgebracht. Diese Aufzeichnungen konfrontieren uns mit heute unvorstellbaren menschlichen Schicksalen, die wegen der Fülle von Maßnahmen und Verordnungen gegen die Juden und ihren ständigen Änderungen dauernden Unsicherheiten unterworfen waren. Gertrud Steinitz-Metzler schildert die Phantasie und den Einsatz einiger weniger, die hier als verschworene Gemeinschaft und mit wenig Spielräumen in auswegloser Not zu helfen versuchten, und das grenzenlose Vertrauen, das die Hilfesuchenden den Helfenden entgegenbrachten und die Helfenden letztlich Gott. So ist dieses betroffen machende Buch nicht nur ein Dokument zur Wahrheitsfindung und Aufarbeitung bezüglich der jüngeren Vergangenheit, sondern auch ein Denkmal für alle Menschen, die sich uneigennützig für andere Menschen einsetzten, für alle Klöster und Ordenshäuser, die hier unter schwierigsten Bedingungen tätig gewesen sind, für alle, die versucht haben, auch in trostlosesten Winkeln der Erde Menschenwürde und Menschenrechte einzufordern.

---

---

Personen: Steinitz-Metzler, Gertrud Groppe, Lothar

Standort: HB W I

Schlagwörter: Geschichte NS Wien Erzdiözese Leben im Nationalsozialismus