Die Panne:
Dürrenmatt hat der Erzählung einen kurzen "Ersten Teil" vorangestellt, in dem er über die (selbstgestellte) Frage "Gibt es noch mögliche Geschichten, Geschichten für Schriftsteller?" nachdenkt. Die Menschen wollten nur noch Geständnisse und Skandalgeschichten sowie Abhandlungen des Autors über die eigene Psyche. Literatur kann, so Dürrenmatt, nicht darin bestehen, das eigene Innere nach außen zu kehren. Er will vielmehr hinter seinem Stoff zurücktreten, ist sich aber nicht sicher, ob das noch möglich ist. Am Ende kommt er darauf, in einer Welt der Pannen zu leben. Egal, wie sehr die Welt technisiert sein wird, Pannen wird es immer geben. Solange es Pannen gibt, gibt es auch mögliche Geschichten. Mit diesem Fazit beginnt der "Zweite Teil", die eigentliche Erzählung. Deren Ausgangspunkt bildet eine Autopanne des Textilvertreters Alfredo Traps, die ihn dazu zwingt, in einem kleinen Dorf zu übernachten. Er wird zum Haus eines pensionierten Richters namens Wucht gewiesen und von diesem zu einem opulenten Essen eingeladen, wenn er an einem Spiel teilnimmt, in dem er als Angeklagter vor Gericht steht, während Wucht sowie seine ebenfalls pensionierten Freunde Staatsanwalt Zorn, Verteidiger Kummer und Henker Pilet über ihn zu Gericht sitzen. Traps, der der Schlaraffia angehört, nimmt die Einladung an, von der er sich großen Spaß erhofft, und verzichtet dafür auf einen Abend im überregional bekannten Landgasthof mit Aussicht auf eine außereheliche Affäre. Im Tischgespräch plaudert Traps offen und selbstgefällig über seine Karriere und sein Leben. Bald zeigt sich, dass der ehrgeizige Geschäftsmann die zum sozialen Aufstieg nötigen Mittel kennt und einsetzt. Zunächst ist er noch stolz darauf, aber im Laufe des Abends wird Traps klar, dass mit seiner Erzählung die Beweisaufnahme im Rahmen des Spiels längst begonnen hat. Aus der Perspektive des Gerichts erkennt er, dass er sich zwar stets im Rahmen der Legalität bewegt hat, ohne jedoch einem wahrhaftigen Ethos zu folgen - er hat von Schwächen anderer profitiert und sie geschickt ausgenutzt. Aus Traps' kurzer Affäre mit der Frau seines vormaligen, früh verstorbenen Chefs Gygax dreht ihm Zorn schließlich einen Strick und klagt ihn des Mordes an, da er von Gygax' Herzkrankheit wusste und angesichts dieser Affäre mit einem tödlichen Herzanfall zu rechnen war. In zunehmend alkoholisierter Stimmung sieht Traps sich schließlich als Täter und fühlt sich sogar gut dabei. Er schneidet Kummers Verteidigungsrede ab, der auf unschuldig plädiert, gesteht den Mord und bittet Wucht um das Urteil. Dieser beendet den Abend, indem er den betrunkenen Traps zum Tode verurteilt und von Pilet ins Zimmer der zum Tode Verurteilten zur Nachtruhe bringen lässt.
Personen: Dürrenmatt, Friedrich
Standort: HB W I
Lit 04 Dürre
Dürrenmatt, Friedrich [Verfasser]:
Die Panne : eine noch mögliche Geschichte : Grieche sucht Griechin : eine Prosakomödie / Friedrich Dürrenmatt. - Zürich : Neue Schweizer Bibliothek, 1955/1956. - 314 Seiten
Einheitssacht.: Die Panne : eine noch mögliche Geschichte
Festeinband
Literarische Werke - Buch