Die vielen jüngsten Publikationen zur Trinitätslehre sind oft recht umfangreich und nur mit gehörigem theologischen Vorwissen verständlich. Dem Wiener Dogmatiker Bertram Stubenrauch ist es mit dem vorliegenden Taschenbuch meisterhaft gelungen, den derzeitigen Diskussionsstand aufzunehmen und dennoch leicht verständlich die Dreifaltigkeit Gottes darzustellen (und zudem am Rande in Anknüpfung an M. Schmaus in groben Strichen einen eigenen Ansatz zu skizzieren, 115-119). Mit großem didaktischem Geschick macht er selbst immer wieder Einwände geltend, die dem Trinitätsdogma etwa mangelnde biblische Fundierung vorwerfen oder darin lediglich das theoretische Gedankenspiel praxisferner Theologie sehen, und er entkräftet diese stets überzeugend. Gerade indem Stubenrauch auf die Praxis der Kirche verweist, kann er die Lehre vom dreifaltigen Gott als Mitte des christlichen Glaubens erweisen. Theologie aus dem liturgischen und sakramentalen Vollzug zu entwickeln, bleibt bei ihm kein bloßes Postulat. Da eben in der Kirche "nicht nur geredet, sondern vor allem gefeiert" wird (123), kann die unsagbare Wahrheit des einen Gottes in drei Personen nicht so sehr in Definitionen, sondern vor allem in Hymnen und Gebeten, in Geschichten und Bildern begriffen werden. Diesem Prinzip selbst entsprechend, liest sich dieses Buch so leicht, obwohl es an keinem Punkt an theologischer Präzision mangelt (lediglich die ökumenische Dimension scheint dem Rezensenten trinitätstheologisch unausgewogen formuliert zu sein, 128f.). Im Gleichklang mit dem überwiegenden Teil der zeitgenössischen Theologie ruft Stubenrauch nach einer Erneuerung des Dreifaltigkeitsglaubens. Von daher bezieht dieses Buch auch seine Spannkraft. Es beklagt einen "eigenartigen Jesuanismus" im gängigen Glaubensleben und stellt fest: "Fragwürdige exegetische und theologische Vorurteile, die alles Trinitarische als unbiblisch diffamierten, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten geradezu verheerend auf die kirchliche Verkündigung ausgewirkt. Dadurch ist sie flach und langweilig geworden" (130). Um den Reichtum und die Vielschichtigkeit des christlichen Glaubens wieder neu zur Geltung zu bringen, kann Bertram Stubenrauchs Buch über die Dreifaltigkeit einen guten Beitrag liefern, der für Studierende und alle am Christentum Interessierte geeignet ist und nicht zuletzt in der pfarrlichen Bibelarbeit Verwendung finden könnte.
Personen: Beinert, Wolfgang Stubenrauch, Bertram
Standort: HB W I
Th 04 Stube
Stubenrauch, Bertram ¬[Verfasser]:
Dreifaltigkeit / Bertram Stubenrauch ; herausgegeben von Wolfgang Beinert. - Regensburg : Pustet, 2002. - 151 Seiten
Einheitssacht.: Dreifaltigkeit
ISBN 978-3-7867-8434-0 Broschur
Trinität - Buch