Zweites Vatikanisches Konzil und gegenwärtige Kirchenkrise aus dem Blickwinkel eines weltoffenen Bischofs. In der Ansprache zur Eröffnung des zweiten Vatikanums sprach Papst Johannes XXIII. von einem "Sprung nach vorwärts", den die Kirche wagen sollte. Bald nach dem Ende des Konzils entstand jedoch vielfach der Eindruck, dass dieser Sprung zwar mutig begonnen hatte, in seinem Schwung aber bald abgebremst wurde. Der Verfasser, über zwanzig Jahre Weihbischof in Wien, erlebte als junger Priester das Konzil mit, das in der Folge sein Priesterleben und sein Kirchenverständnis prägte. Da sich so viele unterschiedliche kirchliche Lager immer wieder auf das Konzil berufen, ist es ihm wichtig, allen, die das Konzil selbst nicht erlebt haben, dessen Anliegen nahezubringen. In einfacher und lebendiger Sprache vermittelt er einen Einblick in die Konzilsaula und ihre nicht minder wichtigen Nebenschauplätze. Zahlreiche verschiedene Interessenslagen sowie die theologischen Strömungen und auch die unterschiedlichen Machtverhältnisse, die dort herrschten, beeinflussen die Formulierung der Konzilstexte, sodass heute zwar eine grundsätzliche Richtung "nach vorwärts" erkennbar ist, jedoch viele Passagen und Formulierungen mehrdeutig oder widersprüchlich sind. Dadurch lassen sie verschiedene Interpretationen zu und sind letztlich mit ein Grund auch für die gegenwärtige Kirchenkrise. Die aufschlussreichen Erörterungen führen letztlich von selbst zur Frage, was denn der immer wieder beschworene "Geist des Konzils" sei. Krätzl beantwortet sie aus seinem Konzilserlebnis heraus: den Mut haben etwas Neues zu beginnen, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und nicht ängstlich abzubrechen. Greifbar wird dieser Geist vor allem durch die Offenheit, in der Christen miteinander umgehen und im Vertrauen, das sie bei aller ihrer Verschiedenheit Gott gegenüber aufbringen, der letztlich die Kirche selbst leitet.

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Personen: Krätzl, Helmut

Standort: HB W I

Schlagwörter: Kirchenreform Zweites Vatikanisches Konzil Kirchenkrise