Theologie des Gottesdienstes Band 2: Gottesdienst im Leben der Kirche ; christliche und jüdische Liturgie
Buch

Im jüngst erschienen Teilband 2 Theologie des Gottesdienstes zum 2. Band des liturgiewissenschaftlichen Handbuches Gottesdienst der Kirche vereinen sich zwei wichtige Bereiche. Einerseits werden im wesentlich umfangreicheren ersten Teil die unterschiedlichen Dimensionen des Gottesdienstes im Leben der Christen dargestellt (27-487); andererseits legt Gerard Rouwhorst eine längst fällige und daher um so wertvollere Zusammenschau der jüngeren Forschungserkenntnisse zum Verhältnis der christlichen und jüdischen Liturgie sowie deren gegenseitigen Abhängigkeiten vor (489-572). Den erste Teil beginnt Winfried Haunerland mit dem Themenkreis Gottesdienst in Gemeinde, Gemeinschaften, Im kleinen Kreis (32-81). Er geht den unterschiedlichen Eigenarten und Gegebenheiten, aber auch den Feiergemeinschaften und deren Intentionen nachgeht, so u. a. der Frage nach der Berechtigung von sog. Frauengottesdiensten "im Kontext neuzeitlicher Seelsorge" (64), wenn diese "eine Weise sind, in der Frauen gemeinsam auf Gottes Wort hören, aus ihren eigenen Erfahrungen heraus zu Gott beten und ihren Glauben zum Ausdruck bringen" als eine "authentische Weise, in der Frauen ihr Kirchesein gottesdienstlich erfahren" (65). Karl-Heinz Bieritz bespricht historisch und auf die Gegenwart bezogen das Verhältnis von Gottesdienst und Gesellschaft (83-158) unter Einbindung sozialer, familiärer und zeitbezogener Fragestellungen. Er kann deutlich machen, wie sehr sich gesellschaftliche Entwicklungen und Liturgie gegenseitig bedingen. Von Hans-Bernhard Meyer wird der Beitrag zu Gottesdienst und Spiritualität eingebunden (159-279), den dieser bereits vor seinem Tod im Jahre 2002 erarbeitet hatte. Historisch und als gegenwärtige Frage an den Gottesdienst ist es ihm wichtig aufzuzeigen, dass "das letzte Ziel Liturgie und (jede christliche) Spiritualität gemeinsam haben. Es ist die unio mit Gott und die Teilhabe an seinem göttlichen Leben schon in dieser Welt" (278). Philipp Gahn erarbeitet die Gewordenheit der Volksfrömmigkeit und den Zusammenhang mit der Liturgie. Dabei kann er feststellen, dass es "der Volksfrömmigkeit zukommt, den Glauben in unterschiedlichen Formen zu entfalten". Beide stehen in einem Kontinuum, das schon Romano Guardini das Ganze des religiösen Lebens genannt hatte (312). Ein eher neues Thema im liturgiewissenschaftlichen Terrain ist die Frage nach der ethischen Dimension der Liturgie, der sich Bernd Wannenwetsch widmet (359-401), wobei es ihm um die Relevanz des gefeierten Glaubens im privaten und öffentlichen, politischen und ökumenischen Kontext als Ausdruck des in Gott gewandelten Lebens geht. Daher unterstreicht er, dass es "in der realen Präsenz des Leibes Christi vielmehr um die ‚Konsekration der Gemeinde' geht: Die Glieder der Gemeinde geben sich in den Gaben bzw. Elementen des Altares selbst hin: zur Wandlung durch die Kraft des Christusgeschehens" (393-394). Stephan Haering hat die Aufgabe übernommen, Liturgie und Recht darzustellen, wobei er nach grundsätzlichen Fragen die Instanzen des gottesdienstlichen Rechts aufzeigt, liturgische Rechtsnormen charakterisiert, das Recht und die Pflicht der Gläubigen zur Feier der Liturgie aus der Taufverantwortung begründet, wie dies das Zweite Vatikanum in seiner Gottesdiensttheologie grundgelegt hat. Schließlich entfaltet er rechtliche Unterscheidungen der Trägerschaft von Liturgie und der Rollen im Gottesdienst, wobei er auch ökumenische und interreligiöse Aspekte nicht ausklammert (403-454). Eine erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewachsene Herausforderung stellen die medialen Übertragungen von Gottesdiensten (455-487) dar, denen sich Birgit Jeggle-Merz zuwendet. Dabei wird Liturgie im Fernsehen, Radio und Internet, deren Bedingungen, Erfahrungen und Chancen besprochen. Sie tut dies auch unter Einbindung der "Leitlinien für die Übertragung von Gottesdiensten" der Deutschen Bischofskonferenz 1989/2002 (473-474), um schließlich ebendiesen Bereich gottesdienstlichen Handelns und Erfahrens theologisch zu reflektieren und mit Kriterien zu versehen. In der höchst wertvollen Zusammenschau "Christlicher Gottesdienst und der Gottesdienst Israels" wird die Forschungsgeschichte, werden die historischen Interaktionen von jüdischer und christlicher Liturgie sowie die jeweils entsprechende Theologie von Gerard Rouwhorst aufgearbeitet und in eine, wie bereits bemerkt, längst wünschenswert gewordene Zusammenschau gebracht (489-572). Die beiden letzten Jahrzehnte haben gerade auf diesem Forschungsfeld liturgiewissenschaftlichen Arbeitens viele wertvolle und neue, alte Theorien in Frage stellende Ergebnisse gebracht, die Rouwhorst zunächst am Beispiel der Beziehungstheorien skizziert, um dann die Forschungserkenntnisse zur jüdischen Liturgie und deren Einfluss auf die christliche Ausprägung der Liturgie zu besprechen. Dabei werden markante Themenbereiche wie Pascha, Sabbat, Sonntag, Eucharistie, Umgang mit der Heiligen Schrift sowie Gebetstraditionen und -gattungen systematisch abgearbeitet. Er meint abschließend, dass "ausgehend von den beiden Hauptprinzipien, die in ‚Nostra Aetate' und in anderen kirchlichen Dokumenten formuliert worden sind, nämlich der Verbundenheit mit dem jüdischen Erbe und der Abweisung des Antijudaismus und der Substitutionstheologie weitere Punkte in der Theologie reflektiert und ausgearbeitet werden müssen, besonders auch im Hinblick auf die liturgische Praxis", die er ausführlich benennt (570-572). Mit diesem Band hat das Handbuch der Liturgiewissenschaft eine weitere wertvolle Ergänzung erfahren, die viele Schwerpunkte liturgiewissenschaftlicher Auseinandersetzung zusammenfasst, aufzeigt und zur weiteren Bearbeitung aufgibt.
Begründet von Hans Bernhard Meyer, Hansjörg Auf der Maur, Balthasar Fischer, Angelus A. Häußling, Bruno Kleinheyer ; Mit Beiträgen von Winfried Haunerland, Karl-Heinrich Bieritz, Hans Bernhard Meyer, Philipp Gahn, Bernd Wannenwetsch, Stephan Haering, Birgit Jeggle-Merz, Gerard Rouwhorst


Dieses Medium ist verfügbar.

Serie / Reihe: Gottesdienst der Kirche

Personen: Meyer, Hans Bernhard Meßner, Reinhard Klöckner, Martin Häußling, Angelus A.

Standort: HB W I

Schlagwörter: Christentum Geschichte Katholische Kirche Sakrament Theologie Katholische Theologie Liturgie Kirchenjahr Judentum Gestaltung

Ki 08.1 Meyer

Theologie des Gottesdienstes : Band 2: Gottesdienst im Leben der Kirche ; christliche und jüdische Liturgie / herausgegeben von Martin Klöckner, Angelus A. Häußling, Reinhard Meßner ; begründet von Hans Bernhard Meyer, ... - Regensburg : Friedrich Pustet, 2008. - 608 Seiten : Illustrationen. - (Gottesdienst der Kirche ; Handbuch der Liturgiewissenschaft; 2,2)
Einheitssacht.: Theologie des Gottesdienstes
ISBN 978-3-7917-2114-9 Broschur

Zugangsnummer: 2022/2090
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