In einer Zeit, in der viele Menschen mit dem kirchlich tradierten Glauben und den Feiern der Sakramente nicht viel anfangen können, sehr wohl aber "ein Bedürfnis nach sakramentalen, d.h. heiles Sein vergegenwärtigenden Handlungen" (10) besteht, stellt sich die drängende Frage, wie die Sakramente der Kirche zu verstehen sind und welche Bedeutung ihnen für den gegenwärtigen Lebens- und Glaubensvollzug zukommt. Hansjürgen Verweyen, emeritierter Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Freiburg i. Br., steuert im vorliegenden Band einige Überlegungen bei, die diese Kluft zwischen persönlichen Erfahrungen und überliefertem Sakramentenverständnis zu überwinden versuchen. Als grundlegenden Verstehenshorizont für sakramentales Geschehen thematisiert Verweyen die menschliche "Leiblichkeit" (11), die nicht nur etwas ist, das der Mensch "hat", sondern "eine Weise der Selbstwahrnehmung" (12). Damit im raum-zeitlichen "Dasein" des Menschen - wie Verweyen in Anlehnung an Heidegger formuliert - nicht jegliches "Entwerfen" im "Geworfensein" untergeht - also das zukünftige "Sein-Zu" nicht vom vergangenen "Gewesen-Sein" verschlungen wird -, muss dem Menschen ein "Sinn seines Seins-zu" (14) gegeben sein, der sich als positive Möglichkeit für dessen leiblich verfasstes Dasein erweist. In diesem anthropologischen Zusammenhang sieht Verweyen den Ansatz für Taufe, Firmung und Krankensalbung, so wie die Erfahrung der "conversio" - als Gegenbewegung zum circulus vitiosus der menschlichen "Daseinsspirale" (16) - den Ansatzpunkt für das Sakrament der Buße darstellt. Ausgehend von dieser Phänomenologie der Leiblichkeit bedenkt Verweyen die sakramentalen Vollzüge der Kirche. Es geht ihm dabei nicht darum, eine historisch oder systematisch vollständige Sakramententheologie zu entwerfen, sondern Sakramente "als symbolisch vermittelnde Antworten des Heils auf die je verschiedenen Grunddimensionen der Sorge zu verstehen, in die sich unser Dasein in seiner leiblichen Verfasstheit ausfächert" (85). Das Buch verbindet biblische, anthropologische sowie pastoral-liturgische Aspekte des sakramentalen Lebens und Feierns und kann angesichts mancher festgefahrenen oder oberflächlichen Vorstellungen zu einer umfassenderen Sicht beitragen; einen Ersatz für eine systematische Sakramententheologie bildet es allerdings nicht.

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Personen: Verweyen, Hansjürgen

Standort: HB W I

Schlagwörter: Sakramententheologie