Der Ich-Erzähler hat nach dem Militärdienst in der israelischen Armee die wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen: er ist Historiker mit dem Schwerpunkt Holocaust-Forschung. Da es an der Universität kaum fixe Stellen gibt, versucht er seine kleine Familie zu ernähren, indem er Führungen in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vaschem macht. Wegen seines fundierten Wissens und seines Gespürs im Umgang mit jungen Menschen wird er bald nach Polen geschickt. Er soll dort Jugendgruppen durch Auschwitz und Treblinka führen. Er wird zu einem gefragten Experten. Einmal darf er sogar den israelischen Verkehrsminister durch Auschwitz führen. Doch der Mann hat nur eine halbe Stunde Zeit. Der Fototermin ist für ihn das wichtigste. Auch der Umgang mit Jugendgruppen und Schulklassen ist nicht einfach. Es ist schwierig, sie von ihren Smartphones wegzureißen. Ganz schlimm ist es, wenn er Touristengruppen durch Auschwitz begleiten muss. Manche haben nach dem Besuch des Lagers Auschwitz 1 schon genug, sie wollen Birkenau gar nicht sehen. Sie wollen lieber zurück nach Krakau, um sich auf das Abendessen vorzubereiten. Am Schluss soll er einen bekannten deutschen Dokumentarfilmer nach Polen begleiten. Es kommt zum Eklat: er schlägt dem Deutschen die Faust ins Gesicht. Nach der Episode muss er einen Bericht für den Direktor von Yad Vaschem schreiben, in welchem er den Vorfall erklärt. Der Umgang mit der Vergangenheit und der Erinnerung geht nicht spurlos an ihm vorbei. Man kann sich dem Grauen nicht entziehen, auch wenn er stets um akademische Distanz bemüht ist. Es geht um die Frage, wie man mit Erinnerung umgeht. Erinnerung kann ein Monster sein. Es kann einen verschlingen und es macht Angst. Was ist aufrichtige Erinnerungskultur und wo fängt ritualisiertes Erinnern an? Wird die Erinnerung zu einem Geschäft? Wird das Erinnern an den Holocaust vereinnahmt? Um diese Fragen geht es in diesem Ronan, der eher für größere Bibliotheken geeignet ist und den man als notwendige Ergänzung zum Roman "Stella" von Takis Würger lesen kann und soll.
Personen: Sarid, Yishai Achlama, Ruth
Sarid, Yishai:
Monster / Yishai Sarid. Aus dem Hebr. von Ruth Achlama. - 2. Aufl., neue Ausgabe. - Zürich : Kein & Aber, 2019. - 176 S. - aus dem Hebräischen übersetzt
ISBN 978-3-0369-5796-8 fest geb.
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Sar - Buch