Annotation: In „Die Vernichteten“, dem letzten Teil von Ursula Poznanskis Sphären-Trilogie, deckt Ria das Geheimnis ihrer Herkunft und die große Verschwörung der „Langen Nacht“ auf, der die Menschheit zum Opfer gefallen ist. Rezension: Wenn die Welt so aus den Fugen geraten ist wie in Ursula Poznanskis Dystopie rund um die junge Ria, braucht es mehr als einen Band und eine kommunikativ hochbegabte Heldin, um wieder Licht in das Dunkel zu bringen, das nach der „Langen Nacht“ zumindest in den Köpfen der Menschen noch immer herrscht. Was damals passiert ist, warum die dichten Wolken nur zögerlich auflockern und sich manche Menschen in den Glaskuppeln der Sphären vor der Kälte schützen können, aber auch mit Datenarmbändern an den Handgelenken auf Schritt und Tritt überwacht werden, während andere in der Unwirtlichkeit einer zerstörten Außenwelt ums Überleben kämpfen, löst die Autorin nach „Die Verratenen“ und „Die Verschworenen“ im letzten Teil der Trilogie „Die Vernichteten“ auf. Aus den Puzzleteilen, die Ria nach der Vertreibung mit fünf Kommilitonen aus einer Sphäre auf ihrer Flucht durch die Außenwelt findet, setzt sie nicht nur das Bild ihrer Herkunft, sondern auch das der großen Verschwörung zusammen, deren Opfer die scheinbar privilegierten SphärenbewohnerInnen ebenso geworden sind wie die scheinbar primitiven Clans außerhalb der Glaskuppeln. Die starke Heldin, die nicht nur zu ihrer eigenen Menschlichkeit findet, sondern sie als ausgebildete Kommunikatorin auch den anderen BewohnerInnen wieder vermittelt, verleiht der Trilogie Konsistenz, die durch die vielen lebendig geschilderten Figuren an ihrer Seite noch vertieft wird. Die erzählerisch geschickte Komposition aus Ereignissen und Erkenntnissen erzeugt Spannung, die nur in der Mitte des abschließenden Bands etwas nachlässt, als Ria und ihre Begleiter eine Sphäre belagern. Dort halten sich zwei von Rias Freunden auf, ohne zu wissen, dass sie ein Virus im Körper tragen, das nicht nur ihnen selbst, sondern auch den meisten anderen SphärenbewohnerInnen bald den Tod bringen wird. Unter medizinischem Aspekt darf man die Trilogie nicht allzu fest abklopfen. Zwar ist etwa von Herpesviren bekannt, dass Erreger im Körper schlummern und durch bestimmte Reize wie UV-Licht oder Infektionskrankheiten geweckt werden können. Dass zur Aktivierung aber allein das Erreichen eines bestimmten Lebensalters des Infizierten ausreicht, zumal eines, in dem wie mit 18 Jahren hormonelle Veränderungen wieder zur Ruhe kommen, überzeugt nicht recht als Erklärung. Noch weniger plausibel ist, dass das Serum, das den Ausbruch der Krankheit verhindert, nur an den Dornen eines Gestrüpps aufgetragen werden muss und dort trotz Wind und Wetter weiterhin seine Wirkung tut, wenn man sich die Haut an einer der Dornen ritzt. Dennoch ist Ursula Poznanski nicht zuletzt dank der Dreiecksgeschichte zwischen Ria, ihrem alten Freund Aureljo und ihrer neuen Liebe Sandor das facettenreiche und bewegende Porträt einer Zukunft gelungen, in der sie die Emanzipation ihrer Heldin glaubwürdig mit der der ganzen Menschheit verknüpft: Über beiden reißen am Ende die Wolken auf, und Hoffnung ist nicht mehr länger nur der Name einer Sphäre. FOLDER ÖKJB-Preis 2015: Im großen Finale zeigt sich die gekonnte Dramaturgie dieser Trilogie noch einmal neu: In einem zukünftigen Europa sind die Überlebenden einer Klimakatastrophe geteilt in „Zivilisierte“, geschützt von futuristischen Sphären, und „Primitive“, ausgeliefert dem ewigen Eis. Die Jugendliche Ria wird zur Schlüsselfigur zwischen beiden Gruppen und deckt sukzessive eine weltenumspannende Verschwörung auf… Das Genre der Dystopie wird hier gelungen fortgeschrieben – mit politischer Brisanz, auch für unsere Gegenwart.
Personen: Poznanski, Ursula
J Pozn
Poznanski, Ursula:
¬Die¬ Vernichteten / Ursula Poznanski. - Bindlach : Loewe, 2014. - 527 S.
ISBN 978-3-7855-7548-2 fest geb. : ca. € 19,50
Jugend und junge Erwachsene - Buch